Golf und der Winter in den Bergen - das passt eigentlich nicht wirklich zusammen. Deshalb zieht es Golfer zwischen November und März zumeist in den Süden oder in Indoor-Anlagen. Eine recht neue Möglichkeit, den Schwung zu trainieren und sich dabei selbst fit zu halten, ist Aqua-Golf. In Deutschland, den Niederlanden und Tschechien gibt es diese Art des Wintertrainings schon länger. In der Schweiz ist die Tamina Therme in Bad Ragaz Vorreiter. Unter anderem haben dort auch schon der Liechtensteiner Nationalkader und die Schweizer LET-Proette Melanie Mätzler trainiert.
Erfunden wurde Aqua-Golf von einem Deutschen: Klaus G. Schreiber erkannte vor etlichen Jahren bei einem Schnupperkurs, dass das größte Handicap beim Golfen nicht das eine oder andere Bogey zu viel ist, sondern die Überbeanspruchung der Wirbelsäule. "Im Wasser wiegt der menschliche Körper durch den Auftrieb nur rund 20 Prozent des eigentlichen Gewichts. Man merkt jeden Fehler der Gewichtsverlagerung", sagt Stefan Hubert. Dadurch werde der Bewegungsapparat entlastet. Hubert ist Sportwissenschaftler und selbst Golfer, seit 2014 ist er Leiter sämtlicher Kurse in der Tamina Therme. Seine Erfahrungen mit Aqua-Golf sind durchweg positiv. Hubert meint: "Unter dem Wasser ist der Widerstand fast 800 Mal höher als an Land. Dadurch werden die Bewegungen viel langsamer und genauer ausgeführt. Man lernt seinen Körper während des Schlags besser zu kontrollieren." Der Trainingseffekt sei dadurch größer als auf der Driving-Range. Eine Studie kam gar zu dem Ergebnis, dass 30 Minuten Aqua-Golf wegen des höheren Energieaufwands etwa einer Übungsstunde im Trockenen entsprechen.
Zum Einsatz kommen spezifische Trainingsformen. Nach einer kurzen Einweisung und einer Aufwärmphase geht es um Beweglichkeit, Koordination, Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer - und das alles im etwa 1,40 Meter tiefen Thermalwasser. Der angenehme Nebeneffekt: Im Bewegungsbecken ist es mit 32 Grad wohlig warm. Für die Aqua-Golf-Einheiten wurden spezielle Unterwasser-Schläger entwickelt. "Sie entsprechen in etwa einem Eisen 8", erklärt Hubert. Der Kopf ist aus Aluminium und hydrodynamisch geformt. Er hat eine konkave Innen-, eine konvexe Außen- und eine kegelförmige Seitenform und bietet damit verschiedene Widerstandsmomente.
Das Nationalkader des Golfverbands Liechtenstein (GVL) und die Schweizer LET-Proette Melanie Mätzler haben bereits die Probe aufs Exempel gemacht. Und sie waren begeistert. "Es ist gar nicht so einfach", sagt zum Beispiel GVL-Ladies-Captain Christine Tinner-Rampone. "Das Wasser bietet dem Schläger großen Widerstand, gibt aber gleichzeitig dem eigenen Körper viel Auftrieb. Beim Versuch, das Gleichgewicht zu halten, spürt man deutlich, wie wichtig eine gute Rumpfmuskulatur ist", erklärt sie.
Melanie Mätzler (27) nutzt das Wintertraining im warmen Wasser der Tamina Therme als willkommene Alternative, die sie auch Amateuren ans Herz legt. Auch Liechtensteins Nationalcoach und Golflehrer im GC Bad Ragaz, Mario Caligari, ist von den Vorteilen überzeugt: "Aqua-Golf zwingt einen dazu, einen technisch guten Schwung zu machen. Wer den Körper nicht dreht, bringt den Schläger aus der optimalen Schwunglinie und sich selbst zwangsläufig aus dem Gleichgewicht." Während man auf dem Platz solche Mängel zumindest in einem gewissen Masse kompensieren könne, sei dies unter Wasser nicht möglich. Kursleiter Stefan Hubert hat auch schon vielen anderen Golf-Pros die Geheimnisse des Aqua-Golfs nähergebracht. Dass dabei gar kein Ball im Spiel ist, störe übrigens niemanden. "Unsere Kursteilnehmer kommen damit sehr gut zurecht. Vor dem Abschlag auf dem Platz macht man ja auch Probeschwünge und Trockenübungen", sagt Hubert. (Fotos: Tamina Therme, Bad Ragaz)
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Eine Trainingsstaffel in der Tamina Therme Bad Ragaz erstreckt sich über fünf Einheiten á 45 Minuten. Die nächsten Kurse beginnen am 27. Januar und am 2. März 2016. Weitere Informationen gibt es per E-Mail an taminatherme@taminatherme.ch