Gestern habe ich ihn endlich bekommen: meinen neuen Ausweis des Deutschen Golf-Verbands (DGV). Und dabei habe ich mich an einen Blogpost erinnert, den ich vor ein paar Jahren geschrieben habe. Die Diskussion hat sich nämlich kaum geändert. Die Karte sei dem Golfsport nicht angemessen. Nur ein Stück Plastik. Zu billig. Zu einfach. Ich habe bis heute nicht verstanden, warum man sich darüber aufregen müsste. Es ist eine Mitgliedskarte, kein Personalausweis!
Gut, ich gebe zu, qualitativ ist der neue DGV-Ausweis tatsächlich nicht mehr erste Sahne. Kein hartes Plastik mehr, sondern biegsam. Das Hologramm nur noch aufgedruckt. Aber was ist so schlimm daran? Muss man es wirklich so kritisch sehen, wenn auf der Rückseite des Ausweises kein Feld mehr für die eigene Unterschrift vorhanden ist? Mein Golf-Ausweis schlummert tatsächlich fast die gesamte Saison im Geldbeutel. Spiele ich in fremden Clubs, wird schnell im Sekretariats-PC nach meinem Namen gesucht. Im letzten Urlaub in Italien wollte die Dame am Club-Counter nicht ein einziges Mal meine Karte sehen, da meine Daten noch vom letzten Jahr gespeichert waren. Das Handicap ohnehin schon mehrmals geändert. Ich hätte also gut und gerne meine Mitgliedschaft längst kündigen können. Hätte zumindest dort niemand gemerkt.
Aber warum legen tatsächlich immer noch so viele Golfer so viel Wert auf dieses Stück Plastik?
Mein Haus, mein Pferd, mein Golfausweis?
Ist es wirklich für den einen oder anderen ein Statussymbol? Ausgerechnet in Zeiten, in denen so viele der Meinung sind, der Golfsport müsse sich öffnen und noch viel, viel positiver verkaufen? Ich finde der Ausweis - wie er sich anfühlt, wie er aussieht - spielt dabei die geringste Rolle. Da liegen die Probleme des Golfsports doch ganz woanders!
Ich zahle für Qualität auf dem Platz
Es ist noch immer eine Mitgliedskarte. Eine ganz einfache Mitgliedskarte. Okay, die Mitgliedschaft in einem Golfclub ist tatsächlich um einiges teurer als die des Automobilclubs oder des Fußballvereins. Keine Frage. Aber ich bezahle doch die Gebühren in meinem Heimatclub nicht dafür, dass ich eine besonders schöne und hochwertige Ausweiskarte bekomme! Ich zahle für Qualität auf dem Platz und für Ideenreichtum im Clubleben.
Was wäre denn, wenn beispielsweise der Berufsverband plötzlich nur noch ein Stück Papier, die wichtigsten Daten aufgedruckt, an seine Mitglieder verschicken würde? Wäre dann der Aufschrei genauso groß?
Ist das typisch deutsch?
Ich habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass es mittlerweile auch typisch deutsch ist, den Motzki zu spielen. Sich überall und am besten rund um die Uhr sinnlos aufzuregen. Über Dinge, die man ohnehin nicht ändern kann. Über den "Raser" beispielsweise, der mit 60 Stundenkilometern bei Orange gerade noch so über die Ampel düst. Über die Kinder, die draußen im Hof abends um Sieben noch ausgelassen ihre Tore beim Bolzen bejubeln. Und über einen Golfausweis, der scheinbar nicht mehr den Qualitätsmerkmalen made in Germany entspricht.
Was sollen denn da die Fußballer sagen, deren Spielerpass ein einfaches Stück Papier ist? DIN A 6. Gestempelt und auch nach 20 Jahren im Seniorenbereich noch mit dem Kinderfoto aus der C-Jugend versehen.