In den USA und in England sind professionelle Talentförderung und individuelle Schullaufbahn längst kein Widerspruch mehr. Vormittags ist normal Unterricht, den Nachmittag verbringen die Mädchen und Buben auf dem Golfplatz. In Deutschland hingegen ist das Modell Golf-Internat noch wenig verbreitet. Drei solcher schulischer Einrichtungen gibt es bundesweit bereits. Jetzt kommt eine weitere dazu: Die Realschule in Ortenburg und der Golfclub Sagmühle in Bad Griesbach kooperieren künftig. Und das ist in dieser Form in Bayern bislang einmalig.
Golf ist für die Schüler in Ortenburg, rund 20 Kilometer von Passau entfernt, grundsätzlich nichts Neues. Schon seit drei Jahren gibt es die Möglichkeit, ein entsprechendes Wahlpflichtfach zu belegen. Zehn bis zwölf Schüler trainieren momentan einmal pro Woche in diesem Rahmen. Nun soll die Kooperation ausgebaut werden. „Internatsschüler können künftig dem Golfsport auf Freizeit-, aber auch auf Leistungssportbasis nachgehen“, erklärt Direktorin Heidi Hesse. In ihren Händen liegt die schulische und persönliche Betreuung der Schüler. An die Realschule ist das Internat angeschlossen. Dort wiederum werden auch Kinder und Jugendliche aufgenommen, die einen anderen Schulweg gehen, beispielsweise das Gymnasium oder die Hauptschule besuchen.
Eine verlässliche Konstante am Nachmittag
Völlig anders werde der Stundenplan für die Golf-Schüler künftig nicht aussehen, erklärt Hesse. Internatsschüler bekommen aber zusätzliche Möglichkeiten, dem Golfsport nachzugehen. Und zwar zu festen wöchentlichen Zeiten. Da geht es Hesse um eine „bestimmte Verlässlichkeit in der Anwendung“. Mathias Probst, Manager des Golfclubs Sagmühle, der zehn Kilometer von der Schule entfernt in Europas größtem Golfzentrum Bad Griesbach liegt, zählt weitere Leistungen für die Mädchen und Buben auf: etwa den Transfer von der Schule zum Klub, die Teilnahme am Jugendtraining und entsprechende Freistellungen für Turniere.
Probst selbst übernimmt auch den Golfunterricht. „Meine Ausbildung zum Fully Qualified Golf-Professional der PGA sowie zum A-Trainer sind, denke ich, mehr als ausreichende Voraussetzungen, um die Kinder bestmöglich zu fördern“, meint er. Dass er dafür geeignet ist, steht außer Frage, denn Probst war in der Vergangenheit auch schon einige Jahre Kadertrainer für den Nachwuchs des Bayerischen Golf-Verbands.
Die Vorteile des Golfsports
Auch der Klub selbst verspricht sich von der Kooperation einiges. Probst glaubt: „Die Jugendarbeit wird dadurch weiter gestärkt, was dann wiederum auch für Kinder und Jugendliche aus der Region von Interesse sein kann. Zudem werden eventuell Nachwuchsmannschaften aufgebaut.“ Lange überlegen musste an der Schule kaum einer. Es gibt reichlich Vorteile, die der Golfsport mit sich bringt. Gerade für Kinder und Jugendliche. „Die Konzentrationsfähigkeit wird genauso gefördert wie Geduld, Rücksichtnahme und soziale Kompetenz“, sagt Schulleiterin Heidi Hesse. Dazu kommen ganz logische Dinge. Die Bewegung im Freien unter dem gesundheitlichen Aspekt zum Beispiel.
Fotos: GC Sagmühle