"Der Golfer ist ein Naturschützer", sagt Dr. Gunther Hardt. Er, der in Fachkreisen auch der Rasendoktor genannt wird, ist als Auditor seit vielen Jahren das Gesicht des DGV-Qualitätszertifikats GOLF&NATUR. Hardt lebt diesen Gedanken mit Herz und Seele. Doch in seiner Zwischenbilanz nach 20 Jahren schwingen auch kritische Töne mit. Denn so ganz scheint die Philosophie von GOLF&NATUR noch nicht bei allen Golfanlagen in Deutschland angekommen zu sein. Ein Gespräch über den Status quo, Nachholbedarf und Zukunftsvisionen.
20 Jahre lang widmet sich der Deutsche Golf-Verband mittlerweile seinem Umweltprogramm. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Hardt: Auf Initiative der EGA ist das Umweltprogramm 1995 gestartet, der Deutsche Golf-Verband hat dann daraus GOLF&NATUR entwickelt. Damit sind wir nun seit gut zehn Jahren auf Erfolgskurs. GOLF&NATUR ist eine eingetragene Marke des Deutschen Golf-Verbands und bietet den Golfanlagen, die wir im Boot haben, einen Leitfaden, wie sie ordnungsgemäß umweltbewusst und nachhaltig arbeiten können. Wir sind im Soll, wussten aber im Vorfeld auch, dass wir für dieses freiwillige und selbstverpflichtende Programm nicht alle Golfanlagen gewinnen werden. Aus verschiedenen Gründen. Wir sind aber trotzdem froh, dass mittlerweile etwa 180 dabei sind. Das ist circa ein Viertel aller Golfanlagen in Deutschland. Das Zwischenfazit könnte aber noch besser ausfallen, wenn sie auch öffentlich noch mehr darüber sprechen würden, was sie Tolles erreicht und umgesetzt haben. Wir sind übrigens sehr stolz darauf, dass auch der R&A in St. Andrews sagt, wir hätten eines der besten Umweltprogramme weltweit!
Die internationale Wertschätzung scheint also vorhanden zu sein. Aber wie steht es um das eigene Revier. Ist es nicht bei vielen Klubs noch so, dass sie sich zwar das Zertifikat in Bronze, Silber oder Gold an die Wand hängen, aber kaum aktiv weiter arbeiten?
Hardt: Es gibt sicherlich einige von denen, die glauben, durch die Urkunde an der Wand hätten sie automatisch ein positives Umweltimage. Diese Golfanlagen werden dann aber oftmals durch die Re-Audits eines Besseren belehrt. Viele haben auch noch die Vorstellung, dass der DGV vorbeikommt und vorgibt, was genau gemacht werden muss. Aber darum geht es überhaupt nicht! Es geht vielmehr darum, sich eigene Ziele zu stecken und eigene Vorstellungen in die Tat umzusetzen und zu dokumentieren. Dafür erhalten die Anlagen dann letztlich ja auch das Zertifikat. Im Titel des Programms steht Golf ganz vorne. Wir tun etwas dafür, die Spielbedingungen und die Prozesse für den Spielbetrieb und die Pflege zu verbessern. Natur kommt an zweiter Stelle. Wir spielen in der Natur und diese gilt es, standortgerecht zu bewahren und zu fördern. Da kann man imagemäßig als Golfplatz richtig punkten.
Gute Beispiele sind auch Pflegekonzepte
Wie meinen Sie das konkret? Haben Sie spontan besonders gute Beispiele parat?
Hardt: Ja, das sind im Bereich Flora und Fauna sehr fundierte Artenschutzgutachten, die auf einigen Golfanlagen bereits erstellt wurden und werden. Da zeigt sich immer, dass der Golfplatz in der Biodiversität immer besser wird. Gute Beispiele sind auch Pflegekonzepte, die mitunter das Controlling der Pflege über bestimmte Softwareprogramme beinhalten. Dazu kommen die kritischen Themen wie Pflanzenschutz, Düngung und Wasser. Auch hier muss man als Golfanlage heutzutage gut aufgestellt sein, die gesetzeskonformen Dokumente aktuell halten und sich stets weiterbilden. Arbeits- und Gesundheitsschutz würde man wohl ebenfalls zunächst gar nicht mit dem Titel GOLF&NATUR in Verbindung bringen. Sollte man aber. Die Golfanlagen stellen sich da mittlerweile gut auf, schaffen Rechtssicherheit und minimieren die Haftungsrisiken für Verantwortliche. Sehr schön ist natürlich, dass viele Anlagen anfangen, über ihre guten Taten zu berichten. Sei es in der Clubzeitschrift oder auf der Homepage. So sehen dann auch die Mitglieder, dass auf der Anlage etwas Gutes passiert. >>>
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