Backspin: Mein Golf-Jahr 2016

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist traditionell voll gepackt mit Jahresrückblicken. Im Fernsehen, in der Zeitung und im Internet sowieso. Warum also sollte man das Rad neu erfinden? Zugegeben, es ist keine wahnsinnig kreative Idee, auch als Alpengolfer auf das Jahr 2016 zurückzuschauen. Was hat das Golf-Jahr gebracht? War's erfolgreich? War's kurios? Ich habe mir einige Gegenstände ausgesucht, die symbolisch für Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen sind, die mein Golf-Jahr geprägt haben.

Eines gleich mal vorweg: Mir ging's 2016 wieder einmal so wie der großen Masse der Golfer auch. Ich habe wieder einmal vergeblich auf das Hole-in-one gewartet. Dieser eine perfekte Schlag ins Glück. Nein, ich habe nicht einmal davon profitiert, dass einem meiner Flightpartner oder Mitspieler in einem Turnier ein solches Ass gelingt. Ich musste meine Zeche noch immer selbst bezahlen und habe mich schon über den erfolgreichen Birdieputt gefreut wie ein kleines Kind. Und doch war meine Golf-Saison 2016 besonders. Weil sie mich weitergebracht hat. Weil sie bunte Begegnungen und tolle neue Bekanntschaften gebracht hat. Und weil ich am Ende des Jahres sagen kann: Ich habe meine Ziele erreicht. Ist das nicht schön?

 

Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man 2016 am besten beschreiben könnte. Und dabei sind mir fünf verschiedene Gegenstände in die Hände gefallen, die symbolisch für den einen oder anderen Moment stehen, der einprägsam, erlebnisreich und emotional war. Was das für Gegenstände sind?

Meine neuen Schläger

Die Saison hat für mich mit einem entscheidenden Schritt begonnen: Ich habe mich für ein Fitting entschieden. Und das, was dabei rauskam, begeistert mich noch immer. Hätte ich es nicht ausprobiert, würde ich wahrscheinlich immer noch daran zweifeln, ob es denn wirklich unbedingt maßgeschneidertes Werkzeug sein muss. Braucht's das? Klar hatte ich schon davon gehört. Aber mit Handicap 23,6? Dann hatte ich bei der Recherche für eine Geschichte Marco Burger kennengelernt, einen der Gründer von Hio-Fitting. Und ich hab`s einfach mal ausprobiert. Drei Stunden lang wurde mein Golfspiel auseinandergenommen und analysiert. Zwei Wochen später war ich zwar um einiges Geld ärmer, dafür aber um viel Spielfreude reicher. Es läuft. Natürlich kann man sich jetzt die Frage stellen, ob es in diesem Sommer auch mit den alten Schlägern so gut gelaufen wäre. Weil inzwischen einfach auch ein bisschen Routine dazukommt. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt: Es sind die gefitteten Eisen! Der Treffermoment fühlt sich wunderbar an und auf einen Schlag war auch das Vertrauen in das eigene Werkzeug wieder da. Liebe auf den ersten Blick.

Eine Ergebnisliste

Es ist auf den ersten Blick nur ein schnödes Blatt Papier. Schwarz und Weiß, kaum Farbe im Spiel. Und doch bedeutet mir diese Ergebnisliste im Rückblick auf mein persönliches Golf-Jahr sehr viel. Denn ich habe Golf als ganz neuen Sport kennengelernt und zehn Jahre nach meiner Platzreife meine Premiere als Teamplayer gefeiert, Golf als Mannschaftssport? Ja, Golf als Mannschaftssport! Und wie. Da wird der Kampfgeist noch einmal auf eine andere Weise geschürt, man ist zwar alleine im Flight mit den Konkurrenten unterwegs und doch in Gedanken ständig irgendwie bei den Mannschaftskameraden. Meine Premiere war verregnet (siehe "Ein Regenschirm), aber sie war erfolgreich. Was hatte ich Bammel vor der Runde. Zum ersten Mal im Trikot der AK35 meines Heimatclubs, dem Allgäuer Golf- und Landclub Ottobeuren. Als Jungspund und noch dazu mit einem Handicap rund um die 20. Aber es lief. Als ich als zurück ins Clubhaus gekommen war und meinen Score verkündet hatte, feierten mich meine Mitspieler. Aus dem Streichergebnis, von dem ich ausgegangen war, war der zweitbeste Score unseres Teams geworden und damit ein wichtiger Beitrag zum Mannschaftsergebnis. Ein gutes Gefühl!

Ein Regenschirm

Plitsch, platsch fiel ein Regen wie die Sintflut. Das Vordach, die Insel - wir war'n wie Strandgut. Kommt Dir bekannt vor? Stimmt, ist nämlich gar nicht von mir. Die Textpassage habe ich mir von Freundeskreis geklaut. A-N-N-A, von 1999. Der Song hat mich damals durch das letzte Schuljahr begleitet und irgendwie, 17 Jahre später, auch durch diesen Golf-Sommer. Der Regenschirm steht für die vielen verregneten Runden, die ich heuer gedreht habe. Für einen Liga-Spieltag, der eigentlich hätte abgebrochen werden müssen. Für eine Turnierrunde, auf der mir eben dieser Schirm im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht wurde und ich völlig durchnässt und mit einer gefühlten Körpertemperatur im Minus-Bereich ins Clubhaus zurückkam. Und besonders für meine Ausflüge nach Lermoos in Tirol. Nein, lass Dich davon jetzt bitte nicht abschrecken. Die Zugspitz-Arena ist an sich eine der schönsten Regionen, die es gibt. Ein unvergleichliches Panorama auf Deutschlands höchsten Berg. Wenn er denn zu sehen ist. Das war nämlich 2016 der entscheidende Haken an der Sache. Zwei Mal war ich bei wundervollen Einladungsturnieren auf dem Golfplatz Tiroler Zugspitze dabei, zwei Mal schüttete es in Strömen. Der Engländer würde jetzt wahrscheinlich von Hunden und Katzen sprechen. Seitlich des Trolleys spritzte es schon beim langsamen Laufen als würde man gerade mit einem Ferrari durch die knietiefe Pfütze rauschen. Ungelogen! Spaß hat´s trotzdem gemacht. Denn abartige Witterungsbedingungen wie diese schaffen vor allem eines: Sie verbinden!

Drei Logobälle

Der Golfer ist ein Trophäensammler. Und wenn es schon keine Pokale sind, dann wenigstens Logobälle. Meine Sammlung an der Bürowand wächst und wächst. Auch dieses Jahr sind wieder einige Exemplare dazugekommen. Für mich sind das Erinnerungsstücke an die vielen schönen Plätze, die ich gespielt habe. Stellvertretend für die zahlreichen Runden, die mit Freunden gedreht wurden - ich bin sehr gerne auch außerhalb meines Heimatclubs unterwegs - habe ich drei Bälle herausgepickt: Zum Beispiel den des Golfclubs Augsburg. Ein wunderbarer Platz, natürlicher geht kaum. Alter Baumbestand, viel Wald und jede Menge Herausforderungen. Ohne jede Frage ein Erlebnis, den Heimatplatz der deutschen Golf-Legende Bernhard Langer zu spielen. Oder den Golfclub Donau-Riss. Ohne großen Schnickschnack in die Landschaft gebaut und doch abwechslungsreich und ganz schön knifflig. Wasser am einen Loch, ein riesiges Biotop am anderen - und über allem kreist der Rote Milan. Ein beeindruckendes Fleckchen Natur ist das. Und für mich war es an diesem Tag die erfolgreiche Flucht raus aus dem nebligen Kempten, rein ins sonnige Donautal. Klingt komisch, ist aber so. Und zuletzt habe ich mich für den Logoball des Golfclubs Waldegg-Wiggensbach entschieden. Die Anlage mit dem höchsten Abschlag Deutschlands. Oben auf 1011 Metern. Sehr gerne drehe ich dort meine Runden, auch wenn es sportlicher ist als manche Bergtour im Allgäu. Das Highlight in dieser Saison: die Wiggensbach Open, eine Turnierwoche, bei der es natürlich auch um das Ergebnis geht, aber nur zweitrangig. Denn viel wichtiger ist das Miteinander, die große Golf-Party. Und die wird in Wiggensbach nicht am Kamin im Clubhaus, sondern auf der Bierbank im Festzelt gefeiert. Auch das ist Golf!

Meine Ryder-Cup-Jacke

Ja, ich weiß, die Ryder-Cup-Jacke hat jetzt mit meinem Golfspiel direkt recht wenig zu tun. Aber ich finde, sie steht perfekt für eine starke Perspektive auf unseren Lieblingssport. Auch wenn die Europäer dieses Mal ordentlich versägt worden sind. Golf ist zwar ein Sport mit langer Tradition, kommt aber längst nicht mehr so verstaubt und hochnäsig daher. Im Gegenteil: Golf ist Stimmung, Golf ist Emotion, Golf ist jung. Und Golf geht auch mal mit ner Bratwurst und der Dose Bier in der Hand! Kurzum: Golf ist einfach geil! Und ich denke, diesen Eindruck vermittelt kein anderes Event der Welt besser als der Ryder-Cup. Findest Du nicht auch?

Fotos: Stephan Schöttl (5), Fotolia