"Sie sind auf der Suche nach gesteigerten Umsätzen, höherer Rentabilität, neuen Zielgruppen ..." Vor einiger Zeit ist mir beim Blättern im Golfmanager, dem Verbandsmagazin des Golfmanagement Verbands Deutschland, eine Broschüre in die Hände gefallen. Vier Seiten, auf denen Adventure Golf als lohnende Alternative für Golfanlagen angepriesen wird. Ist das tatsächlich so? Im Allgäu entsteht gerade eine solcher Adventure-Golfpark. Allerdings weit weg von einem Golfplatz. Ich finde: Es ist in der Tat ein riesiger Abenteuerspielplatz für junge und ältere Golfer. Aber wie viel Golf steckt tatsächlich drin? Ich habe nachgefragt.
Ja, gespielt haben wir Adventure-Golf schon des Öfteren. In Italien im Urlaub. In einem Freizeitpark. Und auf einer Anlage in der näheren Umgebung. Wir hatten alle Spaß, es war aber auch eine große Herausforderung. Durch Kräuterspiralen, über einen umgestürzten Geländewagen, vorbei an einem Wasserfall und wilden Tieren. Freilich nur in Miniatur. Aber zurück zur eingangs erwähnten Broschüre. Einige Beispiele von Adventure-Golfanlagen, die bereits erfolgreich geführt werden, sind dort abgebildet. Überwiegend skandinavische Anlagen. Derzeit entsteht auch am Ortsrand der Allgäuer Marktgemeinde Ottobeuren eine solche Anlage. Und mich als passionierten Golfer interessiert natürlich: Wie viel Golf steckt eigentlich wirklich in Adventure-Golf?
Gespielt wird auf Kunstrasen
Adventure Golf als Einstieg in den Golfsport? "Ja, das ist durchaus ein möglicher Weg. Adventure Golf ist das schönere Minigolf“, sagt Christian Montén. Er ist über 25 Jahre im Golfbusiness tätig und Feuer und Flamme für das neue Großprojekt der Gemeinde Ottobeuren. Auf dem Gelände beim Campingplatz im Norden der Marktgemeinde entsteht derzeit ein Adventure-Golfpark. Und dieses Adventure-Golf, sagt Montén, habe generell mehr mit Golf gemein als mit Minigolf, da keine Banden vorhanden sind, an denen der Golfball abprallen kann. Gespielt wird auf Kunstrasenbahnen. Mit echten Golfbällen und echten Puttern. Die Bahnen fügen sich in die natürliche Umgebung ein, Hindernisse müssen überwunden werden – bis die kleine Kugel schließlich im Loch landet.
Es geht auch um nachhaltigen Tourismus
Eigentlich kommt Adventure-Golf aus Skandinavien, ist durch die geografische Nähe zu den Ursprungsländern inzwischen auch im Norden Deutschlands äußerst beliebt. Vor allem bei Familien. Die Gemeinde Ottobeuren will mit Montén als Pächter nun in Ottobeuren auf insgesamt 5800 Quadratmetern neue Maßstäbe setzen. Eine hohe sechsstellige Summe wird in den Bau investiert. Immer wieder fallen die Begriffe Innovation, Umweltbewusstsein und nachhaltiger Tourismus. Der Kunstrasen beispielsweise wird nicht wie üblich mit Granulat aus Mikroplastik aufgeschüttet, sondern mit dem wesentlich umweltverträglicheren Quarzsand. Für Bachläufe und Teiche wird Regenwasser verwendet. Dauerhaft wird versucht, den ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten. Das ist dem Pächter wichtig. Gespielt wird auf den 18 Bahnen quasi einmal quer durch das Allgäu. Zumindest symbolisch. Neun Bahnen sind dem Themenbereich Ottobeuren gewidmet. Den Nachbau der Barockbasilika hat Montén vor Kurzem schon beim Produzenten gesehen. Und er schwärmt. Die anderen neun Bahnen drehen sich um das Allgäu. Um Berge, Kühe, Kneipp und sogar die Oberstdorer Skiflugschanze. Im sozialen Netzwerk Facebook teilt Montén regelmäßig Fotos, mit denen der Fortschritt auf der Baustelle dokumentiert wird.
Gibt's bald einen nationalen Adventure-Golf-Verband?
Christian Montén sprüht vor Ideen, wenn man sich mit ihm über den Adventure-Golfpark unterhält. Er erzählt von überregionalen Turnieren, einem bundesweit einheitlichen Regelwerk, der Gründung eines Adventure-Golf-Verbands (den es tatsächlich noch nicht gibt) und Putt-Kursen. Mit Letzteren wird die Brücke zum Golfsport geschlagen. Es geht dem Betreiber nämlich auch darum, mit diesem Freizeitangebot die Hemmschwellen zu senken, die Berührungsängste zwischen Nicht-Golfern und Golfern sowie durch das gemeinsame Erlebnis gängige Klischees aus dem Weg zu räumen. Für Golfer, meint Montén, eigne sich eine Runde Adventure-Golf ausgezeichnet, um am eigenen kurzen Spiel zu feilen. Er erklärt: „Der Rasenteppich auf den Spielbahnen hat verschiedene Höhen, damit sind die einzelnen Bahnen auch unterschiedlich schnell. Und Breaks gibt es auch noch. Man kann hier auf spielerische Weise sehr gut trainieren.“
Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de, Christian Montén