Sie leben den Traum vom eigenen Golfplatz

Haben wir diesen Traum nicht irgendwie alle? Den Traum vom eigenen Golfplatz. Familie Martin lebt ihn. Das Panorama hier oben ist beeindruckend. Die Allgäuer Gipfel auf der einen Seite, die Tiroler Berge auf der anderen. Und unterhalb ruht friedlich der Attlesee. Am gleichnamigen Landschafts- und Naturschutzgebiet bei Nesselwang im Allgäu gibt es seit über 20 Jahren die Möglichkeit, den Golfschläger zu schwingen. Die 9-Loch-Anlage ist ein reiner Familienbetrieb. Er wurde von den Martins gebaut, gegründet und wird von ihnen betrieben. Christoph Martin spricht von einem Job, der rund um die Uhr die verpflichtet und sagt: „Das ist schon mehr als nur Rasenmähen.“

Die Idee, an diesem wunderbaren Fleckchen Erde eine Golfanlage zu errichten, hatte sein Vater Karl-Heinz Martin schon im Jahr 1989, zusammen mit zwei weiteren Landwirten. Da war Christoph Martin gerade 14 Jahre jung und hat zuhause im Garten die ersten Bälle geschlagen. Lachend erzählt er: „Da ging auch mal das eine oder andere Fenster zu Bruch.“ Zehn Jahre später hat er zusammen mit seinem Bruder und der Schwägerin einen Platzreifekurs besucht. Ein paar Kilometer weiter in Hellengerst. Und 2001 schließlich gründeten Bruno und Christoph Martin die Golfanlage mit dem Bau einer Golfakademie. Es gab damals rund um den Alpenseehof zunächst nur eine Driving-Range und ein Übungsgelände mit Puttinggrün, Sandbunker und einem Bereich zum Pitchen und Chippen. 2003 wurden die ersten drei Golfbahnen gebaut, 2006 wurde die Anlage auf sechs Löcher erweitert und 2011 schließlich auf neun Bahnen ausgebaut. 

Über 350 Laubbäume und Sträucher wachsen hier

Beim Bau wurde stets darauf geachtet, dass die Golfbahnen so geplant und erstellt werden, dass der Boden der bestehenden Grünflächen nicht verändert wird. „Lediglich die Grüns und Abschläge wurden klassisch gebaut und der Rasen auf Quarzsand angelegt. Damit der Golfball besser rollt“, erzählt Christoph Martin. Die Zahlen hat er noch immer parat: Insgesamt wurden auf 3400 Quadratmetern Fläche für die Greens knapp 2000 Tonnen eines Gemischs aus Quarzsand und Humus als Rasentragschichten und gut 1000 Tonnen feines Kies als Drainageschichten verarbeitet. „Und wir haben über 3000 Meter Wasserleitungen verlegt, um die Greens mit Wasser zu versorgen“, sagt Martin. Knapp 19 Hektar misst die Golfanlage am Attlesee, nur 0,4 davon werden gedüngt und bewässert. Den Großteil machen Biotop-Flächen, die extensiv bewirtschaftet werden, über 350 Laubbäume und Sträucher und eine blühende Bienen- und Schmetterlingswiese aus. „Ja, das ist schon ein sehr naturnaher Golfplatz“, meint Martin. 

Der Fuhrpark umfasst über 24 verschiedene Maschinen

Aber auch ein Golfplatz, der viel Arbeit macht. Die Pflege und Weiterentwicklung, Verbesserungen und Verschönerungen kosten Zeit. Und all das wird – wie es sich für einen Familienbetrieb gehört – auch von den Martins selbst übernommen. Christoph Martin sitzt jeden Tag auf den Mäh- und Pflegemaschinen, die gesamte Familie unterstützt ihn dabei. „Unser Fuhrpark umfasst über 24 verschiedene Maschinen“, sagt Martin. Sein Tag beginnt meist schon mit den ersten Sonnenstrahlen, damit die Anlage bestens in Schuss ist, wenn die ersten Golferinnen und Golfer ihre Runden drehen wollen.  Das Mähen des Areals, die Pflege der Sandbunker auf den Golfbahnen, Versetzen der Fahnenpositionen auf den Grüns, das Sammeln der Übungsbälle auf der Driving-Range, die Pflege der Bäume und Sträucher, das Düngen und Bewässern der Grüns und Abschläge sind täglich abwechselnde, aber auch herausfordernde Aufgaben des Greenkeepings. Da ist Teamwork in der Familie gefragt. 

In der Greenvieh-Alp gibt's Allgäuer Golf-Klatsch

Aber nicht nur die Zeit, auch das Wetter gibt den Pflegerhythmus vor. Ist der Platz beispielsweise zu nass, wird vermieden, ihn mit verschiedenen Maschinen zu befahren, um Rasen und Boden zu schonen. Dann packen die Martins eben an anderen Stellen an. Es gibt immer etwas zu tun auf der Golfanlage, die mittlerweile über 300 aktive Mitglieder hat. „Sie kommen aus einem Umkreis von durchschnittlich 30 Kilometern rund um Nesselwang“, erzählt Martin. Die meisten von ihnen schätzen am Alpenseehof das Familiäre, das Überschaubare – und freilich den persönlichen Kontakt mit der Betreiberfamilie. 

 

Da kann’s schon mal sein, dass der Chef sich mit an den Tisch der kleinen Greenvieh-Alp setzt und sich mit seinen Gästen über den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Allgäuer Golfszene austauscht. Denn auch die Klubgastronomie ist wie Sekretariat und Proshop natürlich fest in Familienhand. Es gibt Kuchen und Brotzeiten. Dass die selbstgemacht sind, braucht man an dieser Stelle wohl nicht mehr erwähnen. Zeit, selbst auf den Golfplatz zu gehen, haben die Martins dadurch allerdings kaum mehr. Oder anders gesagt: Sie hätten keine, wenn sie sich nicht ganz bewusst ein paar Stunden dafür nehmen würden. Christoph Martin erzählt: „Seit drei Jahren schließen wir unsere Greenvieh-Alp sonntags konsequent um 18 Uhr. Da versuche ich dann, auch mal ein paar Löcher zu spielen.“ Das sei ihm aber auch wichtig, um draußen auf dem Platz zu sehen, welche Arbeiten als nächstes anstehen und was dringend gemacht werden muss, um das Spielvergnügen zu erhalten. Martin sagt: „Es ist nicht immer einfach, aber all das zeichnet uns aus.“ 

 

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de