Im Gespräch: Wie ein Golfplatz entsteht

Am Anfang war die grüne Wiese. Dann kamen die Bagger. Und plötzlich ist da dieser riesige Golfplatz. Mit Bunkern, Wasserhindernissen und anderen sportlichen Herausforderungen. Für Thomas Himmel ist das Arbeitsalltag. Er ist einer der angesagtesten Golfplatz-Designer Europas. Auf inzwischen schon 45 Plätzen ist seine Handschrift zu erkennen. Im Alpengolfer-Interview erklärt er, warum jeder Platz seine ganz eigenen Tücken hat. Schon beim Bau.

Beginnen wir doch mal bei Null. Ich habe eine große Wiese, die ich gerne zu einem Golfplatz machen würde. Was sind die ersten Schritte eines Golfplatz-Designers?

Thomas Himmel: In der Regel hat man bei der ersten Geländebegehung auch einen topografischen Grundplan und ein Luftbild dabei. So kann man sich gleich markante Stellen, Blickachsen, potenzielle Green- und Teepositionen markieren. Dabei werden etwa der Boden, die Vegetation und die Topographie in Augenschein genommen, um ein Gefühl dafür zu bekommen,  welchen Charakter der Golfplatz am Ende erhalten kann. Dazu sind noch Aussagen vom Bauherrn wichtig. Zum Beispiel über Clubhaus- oder Hotelstandort, Wasserversorgung und Betriebskonzept.

 

Nach welchen Kriterien wird dann im Detail geplant: Sollte der Platz eher spektakulär oder eher schwierig sein? Oder am besten beides?

Thomas Himmel: In erster Linie muss jeder Golfplatz fair spielbar sein und Freude vermitteln - auch wenn er anspruchsvolle Elemente hat. Allererste Zielgruppe ist für mich der Normalgolfer. Der muss immer eine spielbare Route finden können. Nimmt er mehr Risiko, muss er auch mit einer höheren Bestrafung rechnen. Ein Golfer mit HCP 20 bis 22 ist für mich der Maßstab. Gefährlich ist, wenn man sich verleitet fühlt, Golfplätze zu spektakulär oder zu anspruchsvoll zu gestalten und dabei außer Augen lässt, dass es am Ende nur ein Golfplatz ist, auf dem der der Golfer eine angenehme Runde verbringen will. Klar ist aber auch, dass spektakuläre Elemente nicht fehlen dürfen. Sie müssen nur spielbar integriert werden.

 

Also mal wieder wie so oft im Leben die gesunde Mischung als Königsweg?

Thomas Himmel: Ja, richtig. Ein täglicher Clubplatz kann weniger spektakulär ausfallen als ein rein touristischer, auf dem es dem Golfer eher darum geht, ein außergewöhnliches Erlebnis zu haben und der Score vielleicht zweitrangig ist. Ich baue lieber mehr Finessen ein, die das Spiel strategischer, interessanter und nie langweilig machen.

"Ich lasse mich ungern von Vorgaben leiten"

Gibt es schon bei der Planung die Vorgabe, wie viele Par 3, Par 4 und Par 5-Löcher die Anlage bekommen soll?

Thomas Himmel: Ich lasse mich ungern von solchen Vorgaben leiten. Wenn es gut möglich ist, ist ein Par 72 mit jeweils vier Par 3- und Par 5-Löchern das Ziel. Das ist aber kein Garant für den besten Golfplatz. Ich lasse mich in der Regel vom Gelände leiten und versuche erst einmal, das Gelände optimal auszunutzen. Unter den Top Ten in den USA sind fünf Plätze gar keine Par-72-Plätze. Es ist auch wichtig, nicht auf Kosten von ein oder zwei besonders spektakulären Löchern anderswo mittelmäßige Bahnen als Resultat zu erhalten. Ich versuche immer, 18 gute Spielbahnen zu planen, die immer wieder spieltechnische Höhenpunkte sowie Verschnaufpausen bieten.  Wichtig sind mit zudem ein attraktives Start- und Schlussloch.

 

Erkennt man denn schon beim ersten Blick auf einen Platz die Handschrift des jeweiligen Designers? Sprich: Hat jeder seinen bestimmten Stil?

Thomas Himmel: Ich persönlich versuche, jedem Platz eine eigene Note zu geben, damit auch jeder Kunde etwas Eigenes bekommt. Das ist aber nicht immer leicht. Bei gewissen Designern erkennt man sehr schnell eine eigene Handschrift wie zum Beispiel Bunkerformen oder das Greendesign.

 

Wie viele Plätze tragen denn mittlerweile Ihre Handschrift?

Thomas Himmel: Die, die ich früher auch noch in Partnerschaft mit zwei anderen europäischen Designern leitend geplant habe, dazugezählt, sind es um die 45. Inklusive Umbauten und Resdesign.


Die Anforderungen an einen Golfplatz haben sich mit den Jahren geändert. Heute gibt´s beispielsweise die jungen Longhitter. Wie wirkt sich das auf die Anforderungen an einen Designer aus?

Thomas Himmel: Das Spiel hat sich schon verändert, besonders für die athletischen jüngeren Topgolfer. Die konnten die technologische Entwicklung am besten ausnutzen. Eine Normalanlage kann oft von der Grundlänge nicht immer für solche Golfer geplant werden. Aber in Sachen Hindernisse muss man sie etwas ausbremsen. Für diese Handvoll Spieler einen Platz zu planen, ist nicht schwer. Alle Spielklassen unter eine Hut zu bringen, das ist der Anspruch an den Planer.



Berge, steile Hänge, alter Baumbestand, tosende Tobel: Sind Plätze in den Alpenregionen Bayerns, Österreichs und der Schweiz eine besondere Herausforderung?

Thomas Himmel: Das sind sie in der Tat. Sie bieten zwar deutlich mehr reizvolle Situationen, sind aber oftmals durch das Platzangebot, den Grundstücksschnitt und die zum Teil extrem steile Topographie schwer zu planen. Ein guter alpiner Golfplatz benötigt in erster Linie ein ausgewogenes und ausreichend großes Gelände. Was aber natürlich nicht so leicht zu finden ist, besonders mit guter Anbindung.

 

Wie viel ist auf einem solchen Platz noch natürlich, wie viel künstlich angelegt?

Thomas Himmel: Das kommt darauf an, was der Designer von der Natur nutzt. Ganz ohne Eingriff geht ein Golfplatz nicht. Nur sollten die geschickt integriert werden, besonders, wenn es sich um ein naturnahes und schönes Gelände handelt. Ein plattes Gelände verlangt aber oft nach etwas Künstlichem, um es für den Golfer attraktiv zu machen.

Greens sind teuer

Welcher Schritt beim Platzbau ist am kostenintensivsten? Die Planung? Die Erdbewegungen? Der Bau der Grüns?

Thomas Himmel: Die Planung stellt sicherlich nicht den Löwenanteil dar. Die Kosten verteilen sich von Golfplatz zu Golfplatz unterschiedlich. Bewege ich sehr viel Erde oder baue ich viele große Teiche mit Kunststofffolien, dann fließt dort sicherlich das meiste Geld. Bei einem mitteleuropäischen Durchschnittsplatz fallen gut 30 bis 50 Prozent der Kosten auf die Greens.

 

Und zum Schluss noch zwei persönliche Fragen: Welchen Platz in den Alpen spielen sie besonders gerne?

Thomas Himmel: Ich mag Eichenheim und Adamstal ganz gerne.

 

Und gibt es einen Platz, bei dem Sie sagen: Der ist mir  wirklich sensationell gut gelungen?

Thomas Himmel: Ja, die gibt es: Son Gual auf Mallorca und das Redesign des GC Olching bei München.

Der GC Olching
Der GC Olching
Son Gual auf Mallorca
Son Gual auf Mallorca

Fotos: Himmel Golf-Design