Ja, diese 18 Löcher hatten schon immer einen Platz in meinem Herzen. Ein wunderbarer Parkland-Course. Idyllisch und trotzdem eine sportliche Herausforderung. Als sie im Golfclub Bad Wörishofen im Herbst 2021 mit einjähriger, pandemiebedingter Verspätung die Fertigstellung der Modernisierung am Meisterschafts- und Kurzplatz offiziell feierten, statte als Ehrengast auch Malte Uhlig der Anlage einen Besuch ab. Und der Präsident des Bayerischen Golfverbandes nannte den Umbau eine "nachhaltige Investition, nicht nur für Bad Wörishofen, sondern auch für alle Golferinnen und Golfer".
Uhlig hob zudem die Bedeutung von Golfplätzen als Lebensraum für Artenvielfalt hervor. Ein Thema, dass sich auch der Klub seit Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. Nicht zuletzt durch die Zertifizierung im Rahmen von Golf&Natur, dem Umweltprogramm der Deutschen Golfverbands. Beim Umbau, bekräftigt auch Klubmanager Christoph Hirschvogel, habe man daher ganz besonderes Augenmerk auf die vorhandene Flora und Fauna gelegt. Aber der Reihe nach.
Insgesamt rund zwei Millionen investierte der GC Bad Wörishofen, der in Rieden bei Kaufbeuren beheimatet ist, um den Platz zukunftsträchtig zu machen. Vor allem die Grüns hatten eine Schönheits-Operation notwendig. Nahezu alle Puttflächen litten unter Staunässe und einer Filzschicht, die den Wurzelwuchs der Gräser hemmte. Präsident Peter Ried und seine Mitstreiter begannen zu planen. Ziel war es, vor allem die Bahnen besser zu be- und entwässern, aber auch die Charakteristik des Platzes modernen Anforderungen des Golfsports anzupassen. In drei Bauabschnitten wurden die Arbeiten ausgeführt. Das Finanzkonzept kam ohne Sonderumlage der rund 800 Mitglieder aus. Von den Golferinnen und Golfern gab es breite Zustimmung bei der Mitgliederversammlung. Und sie holten sich einen echten Profi ins Ostallgäu: den Golfplatz-Designer Mark Turner. Er gilt als einer der besten Shaper Europas und wurde auch in Rieden seinem Ruf gerecht. Mit schwerem Baufahrzeuge schuf Turner zentimetergenau neue Bahnen in das parkähnliche Gelände.
Was ist seit dem Umbau neu?
In Rieden gibt es jetzt zwei komplett neue Spielbahnen. Zudem wurden alle 18 Grüns komplett renoviert, auch Abschläge und Bunker sind größtenteils erneuert worden. Auf einem großen Übungsgrün unterhalb des Klubhauses sind fürs Training sämtliche Ondulierungen der Grüns nachgebaut worden. Zum Vorzeigeloch wurde die neue Spielbahn 12. Ein Par 3, dessen Grün direkt am Wertachstausee liegt. „Dieses Loch ist bei uns inzwischen bei Gästen zum Fotomotiv Nummer eins geworden“, sagt Hirschvogel. Es hat aber auch wirklich alles, was es für Golf-Idylle braucht. Das satte Grün der Spielbahn, das glitzernde Wasser dahinter und am Horizont den azurblauen Himmel. Besser, ja schöner geht’s kaum. Hirschvogel meint: „Jeder andere Klub wäre froh, wenn er so ein Naturschauspiel auf der Anlage hätte. Es wäre äußerst ungeschickt, wenn wir damit nicht unseren Platz aufwerten würden.“ Recht hat er. Der Meinung sind auch die meisten Golferinnen und Golfer. „Die Reaktionen der Golfer sind durchweg positiv. Sie sind mit dem Ergebnis der Arbeiten sehr zufrieden. Lob gibt es vor allem für die neuen Blickwinkel, die auf dem Platz entstanden sind“, sagt Hirschvogel.
Ein Paradies auch für Vogelkundler
Der Wertachstausee musste beim Umbau sanft in das Layout des Platzes integriert werden. Unter anderem wurde das vierte Grün etwas höher gelegt – auf Seehöhe. Das Wasser war freilich schon immer da. Vorher verlief es aber vielmehr dezent als natürliche Begrenzung der Golfanlage, der eine oder andere hat mal kurz ein paar Schritte den Damm nach oben gemacht und einen Blick in Richtung des Dorfes Schlingen auf der anderen Seite des Sees geworfen. Jetzt ist das Naturjuwel eine Art Alleinstellungsmerkmal des Golfklubs. Rund um den Wertachstausee gibt es knapp 150 verschiedene Vogelarten, er wird teilweise als Landschaftsschutzgebiet mit höchster naturschutzfachlicher Wertigkeit geführt. Es kann passieren, dass einem auf dem 13. Grün mitunter auch Ornithologen mit großen Ferngläsern begegnen. Denn das Gewässer gilt auch als Brutgebiet seltener, geschützter und bedrohter Vogelarten. Hirschvogel ist es wichtig zu betonen, dass sich die Golfer dieser Besonderheit und daher auch ihrer Verantwortung gegenüber der Natur bewusst sind.
Ein Libellenschutzgebiet führt durch den Platz
Neben den Vogelarten gibt es für Naturliebhaber noch viel mehr zu bestaunen auf dem Platz des GC Bad Wörishofen. „Die beiden angrenzenden Weiher im Nord-Westen der Anlage sowie die beiden Naturgewässer direkt auf dem Platz beheimaten eine extrem hohe Anzahl verschiedenster Amphibien-Arten“, erzählt der Manager. Außerdem führt ein Libellen-Schutzgebiet durch Fairways und Rough. „Ein wahres Paradies haben wir hier“, meint Hirschvogel freudestrahlend. Sämtliche heimische Libellenarten sind nach Bundesrecht und damit deutschlandweit besonders geschützt. Während des Umbaus wurden in einer gemeinsamen Aktion mit der Jugendorganisation der Rotarier-Sektion Bad Wörishofen/Mindelheim mehr als 100 Bäume und Sträucher gepflanzt. Darunter 25 Obstbäume. Auf knapp 1000 Quadratmetern wurden vier heimische Blumenwiesen neu angelegt. Hirschvogel erklärt: „Sie sollen in den kommenden Jahren permanent erweitert werden.“
Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de (2), GC Bad Wörishofen