GC Bad Kissingen: Tradition trifft auf Zukunft

„Es wird einmal so weit kommen, dass ein Kurort ohne Golfplatz – und sei er noch so klein – überhaupt nicht mehr als Kurort zählt.“ Das hat Karl Henkell, DGV-Präsident in den 1930er Jahren, einmal gesagt. Zu der Zeit, in der der Golfsport in Bad Kissingen längst florierte, Adelige und Minister zum Amüsement ihre sportlichen Runden auf den damals neun Löchern der Parkanlage am Ufer der Fränkischen Saale drehten. 1910 wurde der Sportclub Bad Kissingen gegründet, mit einer Reit- und einer Golfabteilung. Damit ist der heutige Golfclub des Kurbades der zweitälteste seiner Art in Bayern. Doch die Zeiten haben sich freilich geändert. Kurbäder sind heute längst keine Selbstläufer mehr, Golfschläger haben nur noch wenige Gäste und Wellness-Touristen im Gepäck und die Klubs selbst entwickeln Konzepte, um jünger zu werden. Auch in Bad Kissingen ist das so. Hier geht es tagtäglich darum, einerseits die lange Tradition zu wahren, andererseits aber auch zukunftsfähig zu sein. Keine leichte Aufgabe. Der Klub hat daher unter anderem das „Projekt 2020“ ausgerufen. Der Zustand des Platzes soll dadurch verbessert und die Anlage für neue Interessenten attraktiv gemacht werden. Ein 6-Loch-Kurzplatz ist in diesem Zuge gerade erst entstanden, Sonderformen der Mitgliedschaft für junge Familien werden inzwischen angeboten, durch spezielle Jugendabschläge ist der Platz auch für den Nachwuchs gut zu spielen, mit Schulen wird kooperiert – und der Golfclub erhielt vom Deutschen Golfverband (DGV) im August 2017 die Bronze-Zertifizierung des Umweltprogramms GOLF&NATUR. Ein großes Anliegen von Präsident Franz Schäfer. Er sagt: „Es spricht sich mittlerweile herum, dass unser Platz sportlich und optisch schöner geworden ist.“

Tiere, Gräser und Bäume gibt es hier in Hülle und Fülle. Kohlmeisen, Kleiber und Eisvögel zum Beispiel, Birken, Ahörner und Kastanien. Aus den Früchten der vielen Apfelbäume wird inzwischen regelmäßig Gelee gemacht. Das übernimmt die Damen-Golfrunde, die süßen Leckereien werden dann in kleinen Gläschen im Pro Shop verkauft. „Wir fühlen uns dem Erhalt der Natur und dem Naturschutz verpflichtet. Seit Anfang 2016 haben wir die Pflege unseres Platzes auf ein bio-organisches Programm umgestellt“, erklärt Präsident Schäfer. Zusätzlich werden die Flächen mit Klee und Gänseblümchen mit den dafür vorgegebenen Mitteln behandelt.

Der Platz ist ein unverwechselbares Juwel, das an sonnigen Tagen überall farbenfroh glitzert und strahlt. Er ist aber auch eine sportliche Herausforderung. Der heutige Verlauf der Spielbahnen besteht seit dem letzten Umbau im Jahr 1989. Wie sehr sie hier in Bad Kissingen eins sind mit der Natur, zeigt sich auf fast allen Spielbahnen. An Loch 7 beispielsweise, einem langen Par 5. Dort ist geplant, den steilen Abhang auf der linken Seite des Fairways zu entschärfen. Aus Sicherheitsgründen. „Wir wollen dort eine große, bunte Blumenwiese pflanzen und die Gefahr somit aus dem Spiel nehmen“, erläutert der Präsident. Oder an Loch 9, dem Signature Hole des Platzes. Dort geht es zum Abschlag durch das Kerngebiet der Naturschutzzone im Wald hinauf auf 218 Meter Höhe. Von dort bietet sich den Golfern ein Bilderbuchpanorama auf das historische Klubgebäude, quasi das Wahrzeichen des Golfclubs. Es ist das wohl beliebteste Fotomotiv auf der gesamten Anlage und genauso alt wie der Platz selbst. „Wenn unser Klub in irgendwelchen Magazinen oder Zeitungen abgebildet ist, dann ist meistens das Klubhaus zu sehen“, bestätigt Präsident Schäfer. Mittlerweile erinnert aber nur noch der Baustil an die Anfänge zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Gebäude wurde nach und nach modernisiert, erweitert und den Anforderungen der heutigen Zeit angepasst.

Fotos: Stephan Schöttl