Nein, Liebe auf den ersten Blick war es wohl nicht. Denn als ich meinen Schwiegervater vor fast genau zehn Jahren zum ersten Mal mit auf den Golfplatz genommen habe, hat er so gut wie keinen Ball getroffen. Trotzdem hat ihn von diesem Tag an zumindest der Ehrgeiz gepackt. Quasi autodidaktisch hat er sich das Golfen selbst beigebracht. Heute ist er derart im Golffieber, dass er sich sogar auf dem Dachboden eine eigene kleine Driving Range gebaut hat.
Diese "Liebesgeschichte" beginnt am 27. Mai 2008 beim Lesergolftag der Donau-Zeitung in Dillingen, einer Heimatausgabe meines Arbeitgebers. Ich selbst habe beim Benefiz-Turnier mitgespielt, der Schwiegervater sollte beim Schnuppergolfen Lust auf mehr kriegen - und traf einfach nichts. "Ich habe mir damals noch in keinster Weise vorstellen können, dass der Sport etwas für mich ist. Nicht nur wegen des ausbleibenden Erfolgs. Ich hatte die typischen Klischees im Kopf. Zu teuer und zu zeitintensiv", erzählt Michael heute rückblickend. Und er grinst dabei fast ein wenig ungläubig. Denn als er vor ein paar Jahren noch einmal mit zu einem Erlebnistag ging, klappte es plötzlich. Die kleine weiße Kugel flog über 100 Meter weit. Und noch einmal. Und noch einmal. Michael war im wahrsten Sinne des Wortes auf einen Schlag Feuer und Flamme. Wenn da nicht der Job gewesen wäre. Zu dieser Zeit arbeitete mein Schwiegervater noch als Berufskraftfahrer, saß von frühmorgens bis spätabends im Lkw und sehnte sich in den Stunden auf dem Bock nach der Freiheit auf den Weiten des Fairways. Zeit für Trainerstunden hatte er dadurch freilich auch nicht. Und so begann er, sich alles selbst beizubringen. Er erzählt: "Ich schaue mir immer noch viele Videos von bekannten Pros an. Das bringt mich weiter."
Zum Training auf den Dachboden
Mit dem Golfvirus war er da schon längst infiziert, dass meine Frau und ich schon einige Zeit Golf spielten und immer wieder von unseren Runden schwärmten, war zusätzlicher Anreiz. Im Garten wurde mit Softbällen in Mörtelwannen gechippt und gegen die Hauswand abgeschlagen. Ab und zu zog es Michael auf den Kurzplatz im nahen Ottobeuren. Und die Liebe wurde immer größer. Im Endeffekt hat er den Weg zum Golfsport über die ganz klassische Route genommen: Schnupperkurs, Fernmitgliedschaft, dann Kurzplatz und heute volles Spielrecht. Denn als er im Dezember nach 40 Jahren im Job mit 63 in die Rente ging, war für ihn klar: Ab sofort wird soviel Freizeit wie möglich auf dem Golfplatz verbracht. In diesem Jahr hat er im Vergleich zu mir schon das zigfache an Runden gespielt. Schlechtes Wetter gibt's nicht mehr. Aber nicht nur das. Vor Kurzem hat er mir sein neues, ganz eigenes Golfparadies gezeigt: Eine kleine Driving Range auf dem Dachboden der Garage. Der helle Wahnsinn! "Beim Entrümpeln bin ich auf die Idee gekommen. Das Dach dort oben ist ziemlich hoch und bietet ausreichend Platz zum Schwingen", erzählt Michael. Licht wurde installiert, ein Abschlagnetz bestellt und aufgebaut und als Abschlagmatten dienen alte Fußabstreifer aus dem Auto. "Ich habe den Platz optimal ausgenutzt", sagt er lachend. Fast täglich verbringt er seitdem Zeit da oben, probiert immer wieder Neues aus. Und der Lerneffekt, meint er, sei deutlich spürbar. Warum auch nicht. Immerhin hat zum Beispiel auch der US-Amerikaner Bubba Watson die Masters in Augasta gewonnen, ohne jemals Golf-Unterricht gehabt zu haben.
Begleite Michael mit dem Alpengolfer durch die Saison
Eine handelsübliche Puttingbahn, wie ich sie beispielsweise in meinem Büro liegen habe, ist im Vergleich dazu etwas für Anfänger. Für dieses Jahr hat sich mein Schwiegervater vorgenommen, "endlich mal ein Turnier mit Erfolg zu spielen". Vielleicht sollte er sich einfach mal die Alpengolfer-Tipps zu diesem Thema durchlesen. Und auch wenn das nicht auf Anhieb klappen sollte, bin ich mir sicher, dass für ihn die einfachen Dinge zählen. Die Gründe, die für ihn den Golfsport so faszinierend machen: "Man ist draußen in der Natur, man bewegt sich - und die Atmosphäre bei uns im Allgäuer Golf- und Landclub ist einfach super. Niemand fragt, wer Du bist und was Du bist."
Wenn Du wissen willst, ob Michael seine Ziele in dieser Saison erreicht und was er alles auf dem Golfplatz erlebt, dann schau am besten regelmäßig beim Alpengolfer vorbei. Denn ich halte Dich in einer neuen, kleinen Serie auf dem Laufenden - bei "Michaels Golf-Tagebuch".
Fotos: Schöttl/alpengolfer.de