Nein, das mag man erst einmal gar nicht glauben: Während auf der einen Seite der Alpen noch meterhoch der Schnee liegt, spielen sie auf der anderen längst schon wieder Golf. Bei frühlingshaften Temperaturen. Südtirol ist für den Saisonstart geradezu prädestiniert. Das mediterran-milde Klima auf der Alpensüdseite macht's möglich! 1904 wurde in Südtirol am Karerpass der erste Golfplatz der Region eröffnet. Acht Anlagen sind es mittlerweile geworden - mittendrin zwischen Weinbergen, Obstbaumwiesen und alten Burgruinen. Drei dieser Anlagen habe ich im Frühjahr besucht.
Es sind freilich in erster Linie die Urlauber, die hier golfen. Hier, das ist in meinem Fall die Region rund um Meran. Knapp dreieinhalb Autostunden sind es beispielsweise aus dem Allgäu bis an diese wunderschöne Fleckchen Erde. Gut 200 Minuten, die einen in eine andere Welt bringen. Denn rund um Meran finden Urlauber die perfekte Symbiose aus typischer, traditioneller Bergbauernkultur und dem modernen, italienischen Dolce Vita. Ich jedenfalls bin begeistert von dieser Abwechslung - landschaftlich, kulturell und kulinarisch.
Besucht habe ich während meines Kurztripps nach Südtirol folgende drei Anlagen:
Golf & Country Südtirol, Eppan
The Blue Monster, also. Das blaue Monster. Was gefährlich und extrem gefräßig klingt, ist in Wirklichkeit gar nicht so schwierig zu spielen. Dank der vielen strategisch platzierten Abschläge brauchen auch Golfer, die noch nicht so lange den Schläger schwingen, keine Angst vor dem vielen Wasser haben. Das jedoch gibt es tatsächlich in Massen auf dem 9-Loch-Platz von Golf & Country Südtirol in Eppan, dem jüngsten Golfclub Südtirols. Doch eigentlich sieht die Anlage, eingebettet in ein Meer von Apfelbäumen, nur aus der Luft richtig spektakulär aus. Die recht breiten Spielbahnen bieten nämlich genügend Ausweichrouten, um die vielen Wasserhindernisse und Seen geschickt zu umgehen. Wer jedoch eher das Risiko liebt, der sollte entweder viel Vertrauen in seine Schläge haben - oder eben doch genügend zusätzliche Bälle im Bag. Gestaltet wurde "The Blue Monster" übrigens vom bekannten Golfplatz-Architekten Thomas C. Himmel, eröffnet erst im Jahr 2015. Einziger größerer Kritikpunkt: Parkplätze und Clubhaus sind sehr weit vom eigentlichen Golfplatz entfernt. Bis zum ersten Abschlag ist es ein ordentlicher Fußmarsch. Kreativ waren die Macher hingegen beim Anlagen der Übungsflächen: Da es keine Driving-Range im eigentlichen Sinne gibt, wurde eine ehemalige Indoor-Anlage mit Abschlagnetzen aufgebaut. Zum Warmschwingen reicht's - und die Bälle sind gratis.
Golfclub Lana, Lana
Um das Fazit schon einmal vorwegzunehmen: Dieser 9-Loch-Platz ist ein absoluter Traum und rangiert - obwohl eben keine 18-Loch-Anlage - schon jetzt in meinen persönlichen
Alpengolfer-Top-Ten! Warum? Apfelbäume, Weinreben, Schlossruinen, der freie Blick in das weite Etschtal. All das zeichnet die Schönheit und Besonderheit des Golfclubs Lana aus. Gut 20 Jahre gibt es die Anlage inzwischen. Und vieles
ist seitdem gewachsen. Der wunderbare Baumbestand rund um Spielbahn 4 beispielsweise. Ein Loch, das durch das größere der beiden Wasserhindernisse auf dem Platz gar nicht so einfach zu spielen
ist. Es ist ein sehr vielseitiger Platz. Einmal geht's gerade nach vorne, einmal wachen fiese Bunker über das Grün und ein anderes Mal führt die Bahn entlang eines schroffen Felsens. Und stets
gilt: Bloß nicht zwischen die Apfelbäume kommen! Denn an einigen Stellen führen die Obstbaumplantagen sogar mitten durch den Platz und wirken sich so auf die Taktik des eigenen
Spiels aus. Designt hat die Anlage mit Michael Pinner ein ehemaliger Mitarbeiter von Jack Niklaus. Mein Tipp: Unbedingt nach dem Spiel das Clubrestaurant besuchen. Das
erhält nämlich mindestens genauso viele Alpengolfer-Sterne wie der Platz des GC Lana selbst.
Golfclub Passeier Meran, St. Leonhard in Passeier
Dieser 18-Loch-Platz hat mich sofort an eine Anlage in meiner direkten Nachbarschaft erinnert. Wer die 27 Löcher des GC Waldegg-Wiggensbach im Allgäu mag, dem wird auch die Anlage des GC Passeier Meran in St. Leonhard gefallen. Rauf und runter geht's hier ständig, Hanglagen sind praktisch kaum zu umgehen. Und wer die 18 Löcher zu Fuß zurücklegt, wandert in knapp dreieinhalb Stunden mal schnell gute zehn Kilometer. Und da soll noch einmal jemand sagen, Golf sei kein Sport! Der Kurs ist modern und äußerst spannend designt. Mit Wasserhindernissen, Bunkern, Doglegs und etlichen blinden Löchern. Hohes Risiko kann man als Neuling auf diesem Platz kaum gehen, sonst ist der Score ganz schnell im Eimer. Statt kraftvoll durchgeschwungenem Driver braucht es im Passeier Tal vielmehr das taktisch eingesetzte kleine Hölzchen. Der Passeier Golf-Pionier Karl "Schaly" Pichler war zwischen der vergangenen und der neuen Saison einmal mehr darauf bedacht, "seinen" Platz ein weiteres Mal zu verbessern. An die 50 Traktorfuhren Gestrüpp und Gehölz wurden zum Beispiel abtransportiert, das Grün an Bahn 17 hat man komplett neu aufgebaut. Auch der GC Passeier Meran hat etwas ganz Eigenes zu bieten: Von Grün 17 zum Abschlag 18 führt ein über 100 Meter langes Förderband nach oben und vom Parkplatz zum Clubhaus kommen Mitglieder wie Gäste mit dem "Psairer Bahnl", einer Art Schrägaufzug.