Kennst Du noch Märchen? Die richtig traditionellen? Ich erzähle Dir heute ein kurzes Golf-Märchen. Und das geht so: Es war einmal ein Wolf, der spielte gerne Golf. Wenn es für ihn gut lief, wurde er zahm wie ein Lamm. Dann schenkte er den anderen Tieren des Golfclubs manchmal sogar einen kurzen Putt zum Birdie. Doch an den schlechten Tagen, da war der Wolf richtig böse. Er begann laut zu heulen und knurrte. Die anderen Tiere hatten keine Lust, mit ihm zu spielen. Bis eines Tages eine Zauberfee auf den Golfplatz kam.
Sie ließ sich vom Geheule des bösen Golf-Wolfs nicht abschrecken. Zunächst dachte der Wolf, es sei eine Hexe. Denn die Frau schimpfte. Und schimpfte. Sie sagte dem Wolf sogar, dass es eigentlich gar keinen Spaß mache, mit ihm zu spielen. Trotz des schönen Wetters. Trotz des guten Scores. Trotz den tollen Platzes. Doch die Frau war keine Hexe. Es war eine gute Zauberfee. Eine Golf-Fee. Sie war 18 Loch entspannt, schlug die Bälle viel viel weiter als der Wolf und lachte sogar das eine oder andere Mal. Sie verzauberte den Wolf mit ihrer Guten-Laune-Formel. Und fortan war der Wolf kein Wolf mehr. Und wenn er nicht gestorben ist, dann läuft er heute noch fröhlich pfeifend über den Golfplatz.
Die ganz persönliche Golf-Beichte
Typisch Märchen? In diesem Fall nicht. In diesem Fall ist es meine ganz persönliche Golf-Beichte. Die Geschichte einer Begegnung, die mich zu einem anderen Golfer gemacht hat.
Ja, ich war früher ein Flightpartner, der nicht immer einfach war. Des großen Ehrgeizes wegen. Als Vollblut-Sportler, als Fußballer und Gelegenheits-Handballer war ich es stets gewohnt, zu kämpfen. Verbissen und immer auf den Sieg fokussiert. Das ging auch auf dem Golfplatz nicht spurlos an mir vorbei, war aber vor allem an schlechten Tagen eine Eigenschaft, auf die man gut und gerne verzichten kann. Ich ließ mich schon von einem verkorksten Schlag aus der Ruhe bringen, schaukelte mich - ständig hadernd - weiter hoch. Und fand natürlich bis zum letzten Putt der Runde nicht mehr in den Rhythmus. Leidtragend waren die Mitspieler im Flight. Bis zu eben jenem Tag. Einem Turnier gegen Ende der Saison. Einer Runde, die mein Golfleben grundlegend verändern sollte. Nennen wir die Zauberfee im reellen Leben mal rein zufällig Frau A. Diese Frau A also hat sich von meiner Laune zumindest rein äußerlich nicht beeindrucken lassen. Sie hat ihr Ding durchgezogen und hatte ständig Spaß dabei. Ihr größter Erfolg war es aber wohl, die gut fünf Stunden mit mir, dem knurrenden Golf-Wolf, auszuhalten.
Keep on smiling!
Hat Dir schon mal jemand gesagt, dass es eigentlich gar keinen Spaß macht, mit Dir zu spielen? Nein? Auch nicht vor vielen Jahren im Sandkasten? Mir schon. Danke, Frau A., das hat gesessen. Und es hat mich beschäftigt. Sollte Golf nicht eigentlich Entspannung sein? Ein Ausgleich zum oft stressigen Alltag? Eben! Das habe ich mir seitdem verinnerlicht. Das durchzuhalten, war mein großes Ziel vor dieser Saison. Kein bestimmtes Handicap erreichen, sondern sich selbst im Griff haben. Und siehe da: Es läuft besser als je zuvor. Das ist das scheinbar so einfache Erfolgsgeheimnis des Golfsports: Die Ruhe bewahren, schlechte Schläge einfach mal schlechte Schläge sein lassen. Abhaken und den Blick sofort wieder nach vorne richten. Tatsächlich auch mal vor sich hinträllern und auf stressige Gedanken pfeifen. Sich auf das eigene Spiel konzentrieren, aber gleichzeitig auch die tollen Begegnungen mit den Mitspielern genießen. Oder kurz und einfach gesagt: Da draußen auf dem Platz Spaß haben! Was auch immer auf der Runde passiert. Denn das Leben ist viel zu kurz, als sich die Laune von misslungenen Abschlägen und verhauten Putts vermiesen zu lassen. Keep on smiling!
Foto: Stephan Schöttl/alpengolfer.de