Der Golfmanager der Zukunft?

Luca-Leon Hofgärtner brachte es auf den Punkt. Der 21-Jährige sagte beim Business-Talk des Golf Management Verbands Deutschland zum Thema „Zukunft Golfmanagement“: „Wenn ich damals nicht selbst angefangen hätte, Golf zu spielen, würde ich wohl nicht im Golf-Business arbeiten.“ Der Auszubildende zum Sport- & Fitnesskaufmann auf dem Golfplatz Schönbuch bei Stuttgart zeigte damit eine Schwachstelle auf. Denn Deutschlands Golfanlagen haben nicht nur mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen, sondern auch mit den Mechanismen des Arbeitsmarktes. Ein Erklärungsversuch.

1994, vor 25 Jahren, wurde der GMVD gegründet. Seitdem ist vieles anders geworden auf dem Golfmarkt. Das Podium war an diesem Tag hochkarätig besetzt: Marc-Frederik Elsäßer (Leitung Golfanlagern bei der Hofkammer Grundstücksgesellschaft GmbH & Co. KG), Jochen Hornig (Geschäftsführer des Golfparks München-Aschheim), Korbinian Kofler (GMVD-Präsident und Geschäftsführer der Wittelsbacher Ausgleichsfonds Golfplatz GmbH & Co. KG), Stefan Kirstein (Geschäftsführer des Mainzer Golfclubs und ehemaliger Nationalspieler) und Saskia Zieschank (Managerin Golf & Sport A-Rosa Scharmützelsee) diskutierten darüber, welchen neuen Aufgaben und Herausforderungen sich das Golfmanagement zukünftig stellen muss. Und dabei wurde schnell klar, dass sie alle das gleiche Problem haben: offene Arbeitsplätze in Zeiten des Fachkräftemangels! Aber da ist die Golfbranche ja nicht alleine. Kofler meinte: „Wir werden von denen, die wir bräuchten, nämlich den 18- bis 30-Jährigen, nicht mit Bewerbungen überhäuft.“ Er sprach gar vom „War for talents“, dem Kampf um geeignete Kandidaten. Elsäßer bestätigte das aus eigener Erfahrung. Es sei mittlerweile ein intensiver Wettbewerb um Arbeitskräfte entbrannt. „Man muss als Arbeitgeber schon ein sehr gutes Angebot präsentieren.“

"Kunterbuntes Sammelsurium an Berufsbezeichnungen"

Sind es die Arbeitszeiten? Spätabends noch Turniere auswerten, Dienst am Sonntag und an Feiertagen. Ist es schlichtweg der altmodische Name? Saskia Zieschank beispielsweise meinte: „Es wird sich kein junger, dynamischer Mensch auf eine Sekretariatsstelle bewerben.“ Es gehe heutzutage oft über Titel und die Attraktivität eines Arbeitsplatzes. Bei ihr im A-Rosa Scharmützelsee bei Berlin spreche man von „Mitarbeitern im Golf- und Sportteam“. Aber, mal ganz ehrlich, wird das Problem damit gelöst, wenn es künftig einen „Front Office Manager“ oder einen „Help-Desk-Assistant“ gibt? Andreas Dorsch, Geschäftsführer des GMVD, warnte zugleich vor einem „kunterbunten Sammelsurium an Berufsbezeichnungen, in dem sich jeder seinen eigenen Golf-Beruf bastelt“. Und auch Achim Battermann, Vize-Präsident des Deutschen Golf-Verbands, war der Meinung: „Man macht den Beruf nicht besser, wenn man ihm einen schönen Namen gibt. Er muss einfach attraktiv sein.“ Was die jungen Arbeitnehmer von heute von einem Job erwarten, erläuterte Luca-Leon Hofgärtner. Das Team muss passen, das Miteinander Spaß machen. Eigene Verantwortungsbereiche wünschen sich die Nachwuchskräfte ebenso wie das Gefühl, „nicht nur der Azubi zu sein“.

Die falsche Zielgruppe?

Das Podium beim GMVD-Business-Talk in Stuttgart
Das Podium beim GMVD-Business-Talk in Stuttgart

Aber konzentriert sich die Branche möglicherweise auf die falsche Zielgruppe? Ist man vielleicht nicht mutig genug, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen? Denn oftmals wird eben nur im eigenen Teich gefischt. Golfer arbeiten für Golfer. Der eigene Teich umfasst damit aber nur 0,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Und der Rest? Wie also macht man den eigenen Teich größer? Damit habe ich mich nach der sehr interessanten Podiumsdiskussion beim Besuch der Sonderschau Golf- und Wellnessreisen bei der großen Reisemesse CMT in Stuttgart beschäftigt.

 

Eine von vielen Hallen war dort eben auch dem Thema Golf gewidmet, das Publikum dadurch kunterbunt. Golfer, Nicht-Golfer, Noch-Nicht-Golfer und Niemals-Golfer (wobei: eigentlich sollte man niemals nie sagen!). Und ich hatte einmal mehr den Eindruck: Auch hier gehen größtenteils Golfer auf Golfer zu. Dabei wäre das Potenzial, neue Menschen von unserem Lieblingssport zu begeistern, ihnen zumindest die Scheu vor dem Ausprobieren zu nehmen und Klischees aus der Welt zu schaffen, an diesem Ort riesig. Aber anstatt den nicht ganz so golfaffinen Besuchern einen Putter in die Hand zu drücken, sie einfach mal schlagen zu lassen oder mit unterhaltsamen Spielchen an den Golfsport heranzuführen, schleppen die dann am Ende nur kiloweise Prospektmaterial mit nach Hause. Und dann: Ab in den nächsten Container! Schade eigentlich …

Fotos: Stephan Schöttl/alpengolfer.de