Freitags ist immer "Kindergolf", wie mein Kleiner sagt. Er besucht seit einem halben Jahr die Bambini-Gruppe eines Golfclubs in der Umgebung. Zusammen mit ein paar anderen in seinem Alter. Zwischen drei und fünf Jahren sind die Kleinen da. Es macht ihm Spaß, der Pro lobt seinen Schwung und die kleine, weiße Kugel zaubert ihm ein Lachen ins Gesicht, wenn sie durch die Luft fliegt. Manchmal aber kommen mir Zweifel. Bin ich, obwohl ich das gar nicht will, ein zu ehrgeiziger Vater? Ist das überhaupt schon der richtige Zeitpunkt, um mit Golf zu beginnen?
„Früh übt sich!”, lautet ein bekanntes Sprichwort. Stimmt das? Nicht ganz, habe ich festgestellt. Denn, selbst wenn die Kinder aus golfbegeisterten Familien kommen, machen sie in Deutschland durchschnittlich das erste Mal im Alter zwischen fünf und sechs Jahren ernsthaft Bekanntschaft mit einem Golfschläger. Den richtigen Zeitpunkt, um mit dem Golftraining zu beginnen, gibt es laut Experten nicht. Schließlich sind die Veranlagungen der Kleinen total unterschiedlich. Manche sind schon mit vier Jahren so weit, bei manchen ist es aber erst ab acht sinnvoll.
Das Schwierigste ist es wohl, die Kinder zu motivieren. Ich finde: Die Kleinsten sollten auch die besten Trainer bekommen. Trainer, die anfangs erst einmal mit spielerischen Übungen die Begeisterung der Mädchen und Buben für den Golfsport wecken sollen. Die ersten Trainingsstunden sehen dabei in der Regel ähnlich aus. Die Kleinen spielen zum Beispiel Hockey. Um das Ballgefühl zu steigern. Auf diese Weise lernt man zudem den richtigen Umgang mit einem Schläger leichter. Die Erklärungen, hat mir mal ein Golf-Pro erklärt, der einen Nachwuchskader betreut, dürfen bei den Kindern nicht zu kompliziert sein, denn in diesem Alter ist meistens die Aufmerksamkeit noch nicht sehr groß.
Das Prinzip des Ausprobierens
So basiert bei den Mädchen und Buben zunächst vieles auf dem Prinzip des Zuschauens und Ausprobierens. So wie etwa Babys die kleine Welt um sich selbst erobern wollen, müssen auch die Nachwuchsgolfer ihren Erfahrungsschatz anfangs durch eigenes Tun und Lassen erweitern. Besagter Pro erläuterte mir dies an einer beispielhaften Übung: „Ich lege einen Ball auf das Grün und lasse den Kindern dann die Wahl: Mit welchem der Schläger im Bag könnte der Ball wohl am leichtesten ins Loch befördert werden?“ Und siehe da: Eigentlich haben sich fast alle tatsächlich gleich auf Anhieb für den Putter entschieden.
Erst ab etwa acht Jahren geht es dann auch darum, die richtige Technik zu vertiefen. Sobald die Kinder bei den Schwüngen sicher Ziele treffen – bei langen Schwüngen auf Fahnen, in Kreise oder Quadrate –, in Eimer chippen und aus verschiedenen Entfernungen wie beim Minigolf putten können, sind sie reif für die erste Schläge auf dem Platz. Danach folgen die speziellen Regeln und das Verhalten auf der Runde. Auch seitens des Deutschen Golf-Verbands (DGV) heißt es: „Golf ist mehr als nur stundenlanges Bälle schlagen.“ Daher bietet der Verband verschiedene Wettbewerbsformen für die Kleinen und das sogenannte Kindergolfabzeichen an. Letzteres ist in drei aufeinander aufbauende Stufen unterteilt – in Bronze, Silber und Gold. Die einzelnen Anforderungen in den Bereich Technik, Fitness sowie Etikette und Regeln wiederholen sich dabei mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Und immer gilt Koordination vor Kondition. Sprich: Die korrekte Bewegungsausführung ist für das erste Erfolgserlebnis auf dem Golfplatz am wichtigsten.
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