Und wie sieht es mit der Lobby der Golfer in Kreisen der Naturschützer aus?

Hardt: Da gibt es noch einiges zu tun. Erste Golfanlagen öffnen sich aber bereits der Öffentlichkeit und kooperieren etwa mit dem NABU und dem Landesbund für Vogelschutz, speziell in Bayern. Es gibt naturschutzfachliche Führungen und vogelkundliche Wanderungen auf einigen Golfplätzen. Das sind Dinge, die sind schon hervorragend. Aber das Thema braucht Zeit. Man braucht für die Umsetzung nämlich auch begeisterte Golfer im Club, die als eine Art Botschafter fungieren.

 

Solche engagierten Leute zu finden, ist aber recht schwierig, oder? Viele sind heutzutage doch lieber am Meckern als am Anpacken …

Hardt: Durchaus, ja. Kritisch ist hier aber auch der Name des Programms. Viele verbinden mit GOLF&NATUR noch ein Ökozertifikat, das vorgibt, man dürfe nur noch organische Dünger nutzen oder bekomme vermehrt Krankheiten auf den Grüns. Viele fürchten den Naturschutz nach dem Motto: „Dann sehen die hier noch bestimmte Blumen und Tiere und machen uns den Golfplatz zu.“ Man muss aber vielmehr sagen: Weil wir ein Golfplatz sind, haben wir die vielen tollen Dinge auf dem Gelände. Die Artenvielfalt kommt ja erst über die verschiedenen Strukturen. Von vier Millimeter bis hin zum Hochwald haben wir alles. Wasserflächen, Hecken, Wiesen, Büsche, Bäume. Und dadurch entsteht Vielfalt. Wir können den Clubs nur empfehlen, teilzunehmen.

Von der Grünqualität bis zum Waschplatz für Maschinen

Bringen denn überhaupt alle der knapp 750 Anlagen in Deutschland die passenden Voraussetzungen mit oder scheiden einige schon von vorherein aus?

Hardt: Viele glauben, man müsste perfekt sein, um mitzumachen. Prinzipiell ist das aber ein völlig falscher Gedanke. Es sollten eigentlich alle Klubs mitmachen, auch wenn sie bei Weitem noch nicht das Anforderungsprofil erfüllen. Wir können durch unsere Beispiele und unser Know-how den Klubs auch helfen, möglichst kostengünstig bestimmte Ziele zu erreichen. Zum Beispiel bei der Verbesserung der Grünqualität bis hin zum Bau eines notwendigen Waschplatzes für Maschinen. Wir haben auch die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen, die DQS, im Boot. Da gibt es eine Konformitäsbescheinigung, die der ISO 14000 entspricht. Das ist für Behörden und Institutionen eine hervorragende Auszeichnung, wenn man beispielsweise bestimmte Bauanträge stellt oder Genehmigungen beantragt. Die positive Grundeinstellung sollte aber auf jeden Fall vorhanden sein. Man muss auch wollen!

 

Und die Klubverantwortlichen zu diesem Wollen zu bringen, ist aber die größte Hürde?

Hardt: Viele Klubs lassen sich nicht gerne in die Karten schauen. Darum geht es aber gar nicht. Die Dokumente sind nur für den Golfclub, die interessieren uns gar nicht. Eine große Hürde ist aber auch, dass der DGV selbst das Thema eigentlich noch besser verkaufen müsste. Über gute Beispiele. Letztlich dient es dem Image der Golfer. Golfer sind Naturschützer. Das wissen nur viele Golfer noch gar nicht (lacht).

Teilweise noch große Vorurteile

Der Golfer ist also ein Naturschützer. Ist das so?

Hardt: Auch da bestehen teilweise noch Vorurteile. Vor allem bei den Umweltverbänden und in der Umweltpolitik. Dort heißt es auch heute noch: Golfplätze verschandeln doch die Natur, Artenreichtum gibt es nicht. Dann sollen diese Naturschützer doch mal auf ein Maisfeld gehen oder in eine Intensivlandwirtschaft. Da werden sie sehen, dass Golfplätze viel mehr zu bieten haben! Es gibt aber auch Golfer, die zwar Natur wollen, aber gar nicht mehr wissen, was Natur eigentlich ist. Wir brauchen keinen Schrebergarten mit schönen Blümchen auf der Anlage. Wir spielen in einer Landschaft. Und diese Landschaft muss man dokumentieren. Wo spielen wir Golf? Welche einheimische Baumarten, Büsche und Sträucher gibt es hier?

 

Es geht ja auch um Pflanzenschutz und den Umgang mit den Wasserressourcen. Die Golfanlagen im Süden Europas sind da eher skrupellos. Aber wo steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?

Hardt: Im internationalen Vergleich sind wir beim sparsamen Wasser- und Pestizideinsatz sicherlich an der Spitze. Allein der Gesetzgeber trägt mit seinen Vorgaben einen Teil dazu bei. Zurzeit erleben wir, dass das neue Pflanzenschutzgesetz von 2012 langsam greift. Eine große Herausforderung ist es, die Mitglieder und Verantwortlichen  davon zu überzeugen, dass wir künftig durchaus auch mit der einen oder anderen Krankheit auf dem Platz leben müssen. Es muss nicht immer alles so glattgebügelt und einheitlich grün sein. Wir wollen uns auf das minimalste Maß an Pflanzenschutz reduzieren. Jeder Club muss sich Gedanken machen, wie er mittelfristig von der chemischen Schiene wegkommt. >>>