Viel Wasser, wenig Wasser? Einfach oder herausfordernd? Kurz oder lang? Natürlich oder künstlich angelegt? Ja, wie ist er denn, der perfekte Golfplatz? Gibt's überhaupt ein Ideal? Schwierig, sagen auch die Planer. Der bekannte Golfplatz-Architekt Thomas Himmel hat mir in einem Interview mal verraten, dass er sich meist am Durchschnittsgolfer mit Handicap 20 bis 22 orientiert. Alle Spielklassen unter einen Hut zu bringen, das ist der Anspruch an den Designer. Und was würde ich mir wünschen?
Schon oft bin ich nach meinen persönlichen Ranglisten gefragt worden. Welche drei Plätze spielst Du denn am liebsten? Doch das ist gar nicht so leicht zu sagen. Am besten würde mir wahrscheinlich ein Best-of-Platz gefallen. Mit den landschaftlich schönsten, sportlich anspruchvollsten und besonderen Spielbahnen aller Anlagen, die ich bis heute gespielt habe. Für das Allgäu habe ich vor einiger Zeit schon einmal eine Top7-Liste zusammengestellt.
Ein Inselgrün, ja, das wäre mit großer Sicherheit dabei. Denn die sind meistens auch optischer Blickfang. Das Auge isst bzw. spielt ja bekanntlich mit. Auf den landschaftlichen Reiz lege ich tatsächlich großen Wert. Natürlich wäre wohl auch eine Runde in Dubai ganz nett, aber hat man was davon? Ich finde nicht! Ich bin in dieser Hinsicht eher der Naturbursche. Raus ins Grüne, herrliches Panorama, viele Bäume. Diesem Ideal kommt beispielsweise Golf Pra delle Torri vor den Toren Caorles ziemlich nahe. Eine Anlage, die abwechslungsreich ist. Neun Löcher mit allem, was der Adria-Einfluss hergibt. Blick aufs Meer, eine ordentliche Brise. Und hinten raus neun Löcher Parkland. Ich liebe diesen Platz!
Ohne Hürden geht's nicht
Auch, wenn man sich auf dem Platz gerne mal über den großen Bunker ärgert oder flucht, wenn die Kugel mal wieder im Wasser verschwunden ist, ohne Hürden geht's nicht. Das wäre zu einfach, zu langweilig. Ich habe vergangene Woche versucht, mir eine Wunsch-Spielbahn zu zeichnen. Es war wie beim Liebesbrief. Die ersten vier Entwürfe sind direkt zerknüllt im Papierkorb gelandet. Am Ende ist es eine Bahn geworden, die ein leicht S-förmiges Fairway hat, um es kniffliger zu machen. Links begrenzt von einer Baumgruppe und einem Bunker, rechts von einem kleinen See. Vor dem Grün lauern ebenfalls zwei Bunker, seitlich ein Bach. Sieht auf dem Papier ganz nett aus. Aber wer bestimmt letztlich, ob diese Bahn überhaupt spielbar ist? Ich würd's wahnsinnig gerne mal ausprobieren.
Wie sehen das eigentlich die anderen? Was findet beispielsweise ein Golf-Anfänger wichtig und was will eine ambitionierte Frau mit Single-Handicap? Drei Typen, drei Ansichten:
Selina, Single-Handicap
Ralf, PRO
Ralf Schwarz ist Golf-Professional und Manager im Golfclub Waldegg-Wiggensbach. Auf der sportlich anspruchsvollen 27-Loch-Anlage im Oberallgäu hat er den jüngsten 9-Loch-Kurs selbst gestaltet. Seine Idealvorstellung: "Ein Golfplatz sollte Golfer aller Spielstärken fordern, ohne sie zu überfordern. Dann ist das Spiel auf einer gut gepflegten Anlage interessant. In Erinnerung bleiben Löcher mit besonderem Charakter. Sie müssen den Golfer zum Nachdenken anregen, seine golferischen Fähigkeiten vielseitig herausfordern und ein faires Risk-Reward-Verhältnis in taktischen Entscheidungen bieten. Aber am Ende immer wieder unbezahlbar: Ein Golfplatz in einer einzigartigen Umgebung und mit atemberaubenden Aussichten.
Michael, Handicap 30 + x
Er hat seit mehr als einem Jahr seine Platzreife. Unterscheiden sich seine Ansichten daher von den erfahreneren Spielern? Michael meint: "Der perfekte Platz ist für mich einer mit altem Baumbestand und abwechslungsreichen Bahnen, nicht zu bergig. Es sollten mehrere Wasserhindernisse vorhanden sein, die gerne auch größer sein dürfen. Die Bunker hingegen sollten nicht übermäßig groß sein. In meiner Idealvorstellung einer Golfanlage gibt es nicht mehr als drei lange Par-5-Löcher, aber auch nicht zu viele kurze Bahnen. Drei bis vier Par 3 wären okay. Ach ja: Es wäre auch toll, viel Schatten zu haben."
Fotos: Stephan Schöttl