Nicht ohne meinen Putter

Sie putten, was das Zeug hält. Aus einem Meter, aus zehn Metern, aus 20 Metern. Über Wellen und Kuppen. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie auf den Grüns der Profi-Touren gelocht wird. Klar, selbst da geht der eine odere Putt auch mal vorbei. Aber generell sieht man schon, auf was es beim Golfen eben ganz besonders ankommt: aufs Putten! Kurzes Spiel, kurzes Spiel, kurzes Spiel. Gebetsmühlenartig wiederholen das auch die Pros immer wieder. Ich hatte in den vergangenen Spielzeiten einige Putt-Waffen in der Hand.

Es gibt im Sport so manche Phrase. Das wissen vor allem die Fußballer. Beim Eishockey heißt es immer wieder: „In der Offensive gewinnt man Spiele, in der Defensive Meisterschaften.“ Hat sich tatsächlich schon das eine oder andere Mal so bewahrheitet. Die Golfer betonen seit jeher: „Drive for show, putt for dough.“ Frei übersetzt heißt das, der lange Abschlag ist lediglich Show, der Putt bringt die Kohle.

Selters statt Sekt

Um fette Preisgelder geht es bei uns Amateuren freilich nicht. Aber möglicherweise um den entscheidenden Schlag im Kampf um die Brutto-Wertung beim Sponsoren-Turnier. Um Selters statt Sekt. Besonders im Zählspiel bei Mannschaftswettbewerben kommt es oft tatsächlich auf jeden einzelnen Versuch an, auf jeden verdammten Putt. Hast Du schon einmal Deine persönlichen Scorekarten ausgewertet? Ich mache das gerne und habe mir mittlerweile schon ein kleines Archiv angelegt. Und der Blick auf die vielen Zahlen zeigt mir schonungslos: Fast die Hälfte aller Schläge auf einer 18-Loch-Runde sind wirklich Putts. Bei 450 Löchern, die ich in dieser Saison gespeichert habe, liegt mein Schnitt genau bei 2,0 Putts pro Loch. Es gibt natürlich Ausreißer nach oben. Wie beispielsweise meine Runde während eines Liga-Wettspiels mit 1,7 Putts pro Loch. Es gibt aber auch Tage, an denen liege ich eklatant über diesem Wert. Eigentlich sollten wir es also wissen. Tun viele aber nicht. Ich auch nicht. Denn an ausgiebiges Training auf dem Übungsgrün kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Liegt möglicherweise daran, dass es so etwas in dieser Form bei mir auch noch nie gab. Rauf auf die Range, zwei Eimer Bälle schlagen, zwei, drei Kugeln putten, um ein Gefühl für die Geschwindigkeit der Grüns zu bekommen. Fertig. Dafür wird dann auf dem nächsten Par 3 aus der realistischen Birdie-Chance schnell ein Bogey. Dumm gelaufen!



Aus einem Meter Entfernung treffen übrigens im Schnitt erwiesenermaßen 98 Prozent aller Spieler auf den Profi-Touren dieser Welt auch ins Loch. Aus knapp zwei Metern schaffen das aber nur noch etwa die Hälfte von ihnen. Und ein Zehn-Meter-Putt fällt statistisch gesehen sogar nur noch bei fünf Prozent der Tour-Golfer.

 

Ich habe in den vergangenen Spielzeiten ein gewisses Faible für Putter entwickelt. Mich fasziniert die Vielfalt, die es mittlerweile auf dem Markt gibt. Den auch unter diesen Schlägern gilt: Nichts ist unmöglich. Ich habe ein Jahr lang mit dem Straighter-Putter von Marcus Schraufstetter gespielt. Mit diesem Oversize-Gerät in der Hand erntet man zwar mitunter komische Blicke der Mitspieler, doch das war das einizg Unangenehme dabei. Ich war zufrieden. Dann habe ich den 3-D-Putter von Louis Breisach bekommen. Quasi ein weiterentwickelter Minigolf-Schläger zum selbst fitten. Auch nicht schlecht. Und jetzt habe ich gerade den Chartstürmer unter den Puttern im Bag: den ER7 aus dem Hause Evnroll! Er ist mehrfach ausgezeichnet und unter anderem "Most Wanted Mallet Putter 2017". Für mich ist es die Rückkehr zu meinen eigenen Putting-Wurzeln. Denn der Rife-Barbados war mein allererster Schläger fürs Grün. Der ER7 ist im Endeffekt so etwas wie der Rife 3.0! Denn schon vor 20 Jahren hat Guerin Rife als erster Designer überhaupt Putter mit Rillen entwickelt. Den Rillen, die Evnroll so revulutionär machen. Bislang läuft's gut. Und ich auf meine nächste Puttstatistik am Ende des Jahres gespannt.  

Jeder Putt ist lochbar

Der Putter ist der Schläger, mit dem man auf dem Platz die meisten Schläge macht. Regelmäßiges Training verbessert die Längenkontrolle, das Einschätzen von Grüns und die Bewältigung von Drucksituationen. Viel wichtiger als eine perfekte Technik ist dabei aber die Wiederholbarkeit der Bewegung“, sagt Marco Burger. Er ist Gründer und Chef des Golf-Unternehmens Hio-Fitting. Gemeinsam mit seinem Team hat Burger auch schon einen eigenen Putter entwickelt. Seine Erkenntnis: Ein Profi habe eine 90 bis 100 Prozent reproduzierbare Puttbewegung, bei einem Amateur liege diese Quote hingegen bei lediglich 50 Prozent. „Bei den Profis sieht man immer größere Putterköpfe mit einem etwas schwereren Griff. Das würde auch vielen Amateurgolfern das Leben einfacher machen“, sagt er. Die einfachste Formel zum Golf-Glück scheint aber eine ganz andere zu sein: Die besten Golfer gehen bei jedem Putt davon aus, dass er lochbar ist. So entwickeln sie einen ganz anderen Fokus wie der Spieler, der mit zwei oder drei Putts zufrieden ist. Es ist also wie so vieles auf dem Golfplatz mal wieder reine Kopfsache!

Fotos: Stephan Schöttl