Das hier ist gelebte Idylle. Weite Wiesen, alte Bäume, der typisch mittelfränkische Kiefernwald, Hecken und Teiche, Vögel über 70 verschiedener Arten ziehen ihre Kreise und über allem thront majestätisch die mittelalterliche Abenberger Burg. Knapp 25 Kilometer nordöstlich schlägt pausenlos der Puls der Großstadt Nürnberg. Über eine halbe Million Einwohner, 250.000 zugelassene Autos, 17 Krankenhäuser, ein großer Bahnhof und viel Industrie. Und hier? Ruhe. Einfach nur Ruhe.
„Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Bei uns kann man entspannt golfen, völlig stressfrei“, sagt Gerd Kehrbach. Sein Ziel: Der Club soll auch ein Familientreffpunkt sein, in dem man gerne den Großteil seiner Freizeit verbringt. Kehrbach ist seit 2013 Präsident des Golfclubs Abenberg, mit fast 1.000 Mitgliedern, einem 27-Loch-Meisterschaftsplatz und einem öffentlichen 6-Loch-Übungsplatz die größte Golfanlage der Metropolregion Nürnberg. Mitglieder und Gäste haben die Qual der Wahl: Turnier oder nicht, 18 Löcher oder die schnelle Runde über neun Löcher. Eintönig wird es nicht, denn die 27 Löcher werden täglich neu kombiniert – in einen 18- und einen 9-Lochkurs, die ohne große Höhenunterschiede angenehm zu spielen sind. Jede Bahn bietet ein neues, reizvolles Landschaftsbild. Doch Dimensionen hin oder her: In Abenberg legen sie großen Wert auf das Gemeinsame, auf das Gesellige. Hier im Dorf wird nicht unterschieden zwischen Fußballern, Schützen, Feuerwehrlern und Golfern. Hier im Dorf sind sie alle gleich. „Wir sind kein eigenes Volk, kein Klub der Elitären. Wir sind eine Gemeinschaft, in der alle miteinander und füreinander anpacken“, meint Kehrbach. Wie in den anderen Vereinen eben auch.
Auf eine mittlerweile fast 30-jährige Geschichte blickt der Golfclub Abenberg zurück. Im Juli 1988 wurde er gegründet, drei Monate später waren die Bauarbeiten auf dem Platz weitgehend abgeschlossen. Im Sommer 1989 fand die offizielle Eröffnung der Anlage, damals noch mit 18 Löchern, statt. 20 Jahre später, fast auf den Tag genau zum Gründungsjubiläum, wurde die Erweiterung auf 27 Löcher gefeiert. „35.000 Nadel- und Laubbäume wurden in diesem Zusammenhang neu gepflanzt, dazu ungefähr 2.500 landschaftstypische Büsche“, erzählt Präsident Kehrbach. Während bei der Entscheidung für den Ausbau noch ein Teil der Mitglieder eher skeptisch war, gab es spätestens bei der Eröffnung kaum noch Kritiker. Der Golfclub Abenberg hatte zum Niveau der führenden Golfanlagen in Bayern aufgeschlossen.
Sich mit den umliegenden Golfanlagen zu vergleichen, ist aber eigentlich gar nicht ihr Ding, hier in Abenberg. Die Natur ist das große Kapital des Klubs. Die Anlage ist eine von knapp 160 der rund 720 in Deutschland, die sich am Programm GOLF & NATUR des Deutschen Golf-Verbands (DGV) beteiligen. Mit großem Erfolg. Mit dem Gold-Zertifikat wurde der Klub vor Kurzem ausgezeichnet und gehört damit zum erlesenen Kreis. Darauf sind sie zurecht stolz. Denn in Bayern haben nur noch 18 weitere von insgesamt knapp 190 Golfklubs diese höchste Stufe erreicht, acht Anlagen haben derzeit den Silber-Status, zehn Bronze.
Ein Förderverein für den Naturschutz
Für all die Arbeit in den vergangenen Jahren gab es jüngst zudem den zweiten Platz beim Umweltpreis des Bayerischen Golfverbands (BGV) und der Allianz. Fein säuberlich hat Axel Markus jeden einzelnen Arbeitsschritt der vergangenen Wochen, Monate und Jahre dokumentiert. Früher war der gebürtige Rheinländer Vorstandsmitglied beim Sportartikelhersteller Adidas, drüben im nahen Herzogenaurach. Täglich unterwegs in der Hektik der internationalen Business-Welt. Heute genießt er ganz bewusst das Provinzielle in Abenberg. Er hat Golf&Natur zu seinem Thema gemacht und einen Managementplan für die Entwicklung der biologischen Vielfalt in der Flora und Fauna der gesamten Golfanlage erstellt. „Schon früh wurde deutlich, dass wir uns etwas einfallen lassen müssen, um genügend finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben. Denn wie schnell die gewünschten Veränderungen für den Schutz und die Förderung der Natur umgesetzt werden können, hängt stark von den verfügbaren Finanzen ab“, erklärt er. Die Lösung war bald gefunden: ein gemeinnütziger Förderverein. Seit dessen Gründung im Sommer 2015 sind bereits 50.000 Euro an Spenden zusammengekommen. 30.000 Euro wurden in den Neubau eines modernen Maschinenwaschplatzes und dem dazugehörigen Umfeld des neuen Betriebshofes investiert - die größte Hürde auf dem Weg zur Gold-Zertifizierung. Der Förderverein hat derzeit 33 Mitglieder und 70 weitere Unterstützer aus der Region. Markus sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren über den Förderverein jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Euro für Naturschutzmaßnahmen und die Förderung des Golfsports für Jugendliche bereitstellen können.“ Eine beachtliche Summe.
Kreative Greenkeeper
Auf Kreativität stößt man auf dem Platz an vielen Stellen. Markus erzählt: „Durch einen Sturm ist vor zwei Jahren ein Baum unmgefallen, in dessen Stamm sich viele Spechthöhlen befunden haben. Der Stamm wurde von den Greenkeepern geborgen und der Teil mit den Spechthöhlen genutzt. Er wurde halbiert und steht jetzt an zwei Stellen der Golfanlage. Die Spechthöhlen können dort teilweise von anderen Vögeln als Nistplätze genutzt werden.“ Als weiteres Projekt wurden insgesamt etwa 2.700 Quadratmeter Bienenweiden angelegt, sieben Bienenvölker sind auf dem Platz unterwegs. „Aber keine Angst, die tun den Golfern nichts“, sagt Axel Markus. Zumindest nichts Böses, Gutes hingegen schon. Denn bereits im ersten Jahr wurden 250 Kilo Honig geschleudert, an Mitglieder verkauft oder bei Turnieren als Preise ausgelobt.
Fotos: Stephan Schöttl