Mist, wieder nur gepuffert. Dabei hat es doch gestern auf der Runde mit den Golf-Kumpels noch so gut geklappt. 42 Netto! Und heute? Mal wieder zwei Löcher gestrichen. Golf kann so ungerecht sein. Findest Du nicht auch? Golf ist nicht ungerecht! Golf ist reine Kopfsache. Und das macht vielen vor allem bei Turnieren ganz schön zu schaffen. "Weil man da einfach zu viel will und die Lockerheit verloren geht", sagt Alpengolfer-Pro Daniel Ortner-Bauer. Das sind seine Tipps für die Turniersaison 2019.
Mir selbst ist das Spontan-Versagen auch schon passiert, wenn es plötzlich nicht mehr nur um die Ehre, sondern um Stableford-Punkte geht. Einen Bekannten hat es heuer schon mehrfach erwischt. Vergangenes Jahr erst hat er die Platzreife bestanden, ein erstes Turnierchen gespielt und sich minimal verbessert. Jetzt hat ihn der Ehrgeiz gepackt. Immer wieder meldet er sich zu Wettspielen an. Er ist zweifelsohne gut in Form. Davon habe ich mich auf gemeinsamen Runden schon mehrfach überzeugt. Und beim Turnier? Da läuft's plötzlich einfach nicht mehr. Aus den über 40 Netto-Punkten vom Vortag sind unter Druck nicht einmal 30 geworden. Und der arme Kerl geht wieder einmal frustriert nach Hause. Für Daniel Ortner-Bauer, Leiter einer eigenen Golfschule, Manager des Golfclubs Zugspitze-Tirol und seit Frühjahr 2017 auch unser Alpengolfer-Pro, ist das nichts Ungewöhnliches. Er sagt: "Viele Golfer setzen sich selbst zu sehr unter Erfolgsdruck. Sie wolen nochmal zehn Prozent mehr geben als auf der Spaßrunde und sind übermotiviert. Der Schuss geht dann in den meisten Fällen nach hinten los." Der klassische Typ Trainingsweltmeister! Und wie geht's besser?
Es ist ein Lernprozess
"Es geht natürlich nicht von heute auf morgen. Das ist ein Lernprozess", sagt Ortner-Bauer. Immer wieder solltest Du Dir bewusst machen, dass wir Golf spielen und nicht Golf kämpfen! Genieße den Tag, genieße die Gesellschaft. Das ist der Mehrwert draußen auf dem Platz. Mehr wert als alle Netto-Punkte. "Das Ergebnis kommt dann von selbst", meint der Pro. Das Wichtigste: den Fehlschlag, den verhauten Chip oder den verschobenen Putt möglichst schnell abhaken und den Blick nach vorne richten. Ortner-Bauer sagt: "Wenn man an Loch 1 mit einem Doppelbogey startet, ist noch lange nichts verloren. Du darfst Dich gerne 50 Meter lang über den missglückten Schlag aufregen. Aber dann solltest Du Dich auch schon wieder auf den nächsten Schlag konzentrieren und es besser machen." Langes Lamentieren ist sowieso fehl am Platz. Wer sich am Ende noch immer über das Missgeschick am ersten Loch aufregt, hat die große Chance verpasst, den Fehler an den verbleibenden 17 Löchern auszumerzen.
Zum ersten Mal auf einem fremden Platz
Es gibt Klubs, die kann man kostengünstiger kennenlernen, wenn man Turniere spielt. Habe ich auch schon gemacht. Startgeld und Greenfee, inklusive Essen nach der Runde, sind oftmals billiger als die gängige Spielgebühr während der Woche. Das Problem: Man kennt den Platz nicht gut genug, um das Spitzenergebnis nach Hause zu bringen. Der Alpengolfer-Pro rät in diesem Fall, sich bereits am Tag zuvor daheim ordentlich vorzubereiten, im Internet die einzelnen Spielbahnen zu studieren und zu analysieren. "Ich empfehle, bei Turnieren auf fremden Plätzen schon zwei Stunden vor dem Abschlag da zu sein", sagt Ortner-Bauer. So artet die erste Orientierung auf der Anlage nicht gleich in großen Stress aus. Wichtig sind Antworten auf die Fragen: Wo geht's hier zum Sekretariat? Wo ist der erste Abschlag? Wo kann ich noch ein bisschen üben? Wie sind die Grüns beschaffen? Sind die Roughs besonders dicht? Letztlich hängt der Erfolg bei einem Turnier auch von der körperlichen Verfassung eines jeden Einzelnen ab. Ortner-Bauer Gleichung scheint simpel: gute Kondition = gute Konzentration. Sein Tipp: "Genügend Wasser und ausreichend Verpflegung wie zum Beispiel Bananen sind das A und O!"
Ein bisschen Spaß muss sein!
Um mit Stresssituationen in Turnieren besser umgehen zu können, rät Daniel Ortner-Bauer zum außergewöhnlichen Training: Zocke doch mit Deinen Golfkumpels auch auf der Privatrunde! Das ist Druck pur! Der Pro meint lachend: "Man sollte schon um etwas spielen, das auch wehtut." Wer zum Beispiel hat ernsthaft Spaß daran, dem Buddy nach der Runde den gesamten Schlägersatz zu putzen?
Fotos: Stephan Schöttl, Jörg Mette