Was muss das Klubhaus eines Golfclubs alles können? Geht es um Luxus und Statussymbol? Oder eher um Gemütlichkeit? Ich denke, beides spielt eine Rolle. Genauso unterschiedlich wie die Mitglieder-Struktur einer Golfanlage sind auch die Ansprüche. In Bad Ragaz in der Schweiz zum Beispiel wurde vor einiger Zeit für sehr viel Geld aufwändig neu gebaut. So oder so: Clubhäuser sind eine Art Visitenkarte für die Golfanlagen. Der erste Eindruck zählt! Aber natürlich muss die Dimension ebenfalls passen. Ein Palast mitten auf der grünen Wiese? Geht nicht!
Ich kenne solche Clubhäuser und solche. Prunkvoll und elitär, aber auch bodenständig und übersichtlich. Und mir persönlich gefällt die einfache Heimat besser. Duschen mussen man sich nach der Runde können und ein Bierchen zusammen trinken. Natürlich sollten - aus der Perspektive der Angestellten - auch die Arbeitsbedingungen passen. Als ich vor vielen Jahren einen neuen Heimatclub gesucht habe, bin ich zunächst auf einer neuen Anlage gelandet. Da war das Sekretariat eine alte Gartenlaube. Hatte durchaus Charme, war aber natürlich auf längere Sicht viel zu kleine. Mittlerweile steht auch auf diesem Platz ein schickes Clubhaus. In Bad Ragaz in der Schweiz wurde sogar ordentlich in die Visitenkarte des Klubs investiert: zwölf Millionen Schweizer Franken haben die Verantwortlichen in das Bauprojekt investiert.
4100 Kubikmeter Erdreich wurden bewegt, 1950 Kubikmeter Beton gegossen sowie 205 Tonnen Stahl, 8000 Meter Holzträger, 22,7 Kilometer Rohrleitungen und 46,3 Kilometer Elektroleitungen verbaut. Beeindruckende Zahlen! Nach 222 Tagen Bauzeit wurde die neue Heimat des Golf Clubs Bad Ragaz Ende April seiner Bestimmung übergeben. Peter P. Tschirky, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Grand Resort Bad Ragaz, zeigte sich erfreut: "Damit haben wir für Clubmitglieder, golfbegeisterte Gäste, aber auch für Kulinarikfreunde ein neues Juwel geschaffen." Neben der klassischen Nutzung von Frühjahr bis Herbst soll das Clubhaus im Winter Möglichkeiten für Bankette, Präsentationen, Konferenzen, Seminare, Lesungen und Musikaufführungen bieten.
Was sich ein Architekt dabei denkt
Auch Architekten haben gewisse Ansprüche, ihre ganz persönliche Note zu hinterlassen. So wie in Bad Ragaz. Das neue Golfclubhaus aus der Feder des Büros Bernardo Bader Architekten in Dornbirn/Österreich besticht durch seine klaren Formen. Der Innenarchitekt Claudio Carbone hat es verstanden, diese Schlichtheit und die Formsprache der äußeren Architektur ins Innere zu tragen. Mit den natürlichen Materialien Holz und Stein. Das Holz, erklärt er, sei dabei das markanteste Element. Die helle natürliche Eiche, die bei den Decken- und Wandverkleidungen verwendet wurde, strahle Ruhe und Behaglichkeit aus - in der schlichten, aber eleganten Kombination zum grauen Steinboden. Dieser Stein wurde auch auf der Terrasse verwendet und harmoniert sehr gut mit dem Sockelgeschoss und den Brüstungen, die aus Beton ausgeführt worden sind. Um dieses Wechselspiel zwischen Farben und Materialien der Eiche und dem Stein nicht zu stören, wurde die lose Möblierung von Claudio Carbone schlicht in schwarzem Leder gehalten. Es stecken eben ganz schön viele Gedanken und Ideen hinter so einem Neubau.
Der Wunsch nach gutem Essen
Um zu wissen, wie der Durchschnittsgolfer tickt, habe ich in der Facebook-Gruppe "Wir lieben Golf" zu einer spontanen Umfrage gebeten. Und dabei wurde deutlich: Es geht weniger um Luxus und Architektur, sondern vielmehr um den Wohlfühl-Faktor. Gutes Essen steht bei den meisten Golfern ebenso ganz oben auf der Wunschliste wie Gemütlichkeit und das familiäre Umfeld. So haben die Teilnehmer abgestimmt:
Das deckt sich mit der Erkenntnis, die ich vor Kurzem im Urlaub in Italien gewonnen habe. Der Platz, auf dem ich mehrmals gespielt habe, grenzt direkt an ein großes Familien-Urlaubszentrum an der oberen Adria. Da geht es nicht um Schickimicki! Es geht um Glaubwürdigkeit. Und daher steht auf der freilich sehr gepflegten und anspruchsvollen Anlage eben kein großes Glamour-Clubhaus, sondern ein kleines Gartenhäuschen, das genauso gut wenige Meter weiter auf dem Campingplatz stehen könnte. Das Sekretariat ist kein hochmoderner, lichtdurchfluteter Bürotrakt, sondern ein Zimmerchen mit Schiebefenster für den Kundenkontakt. Die Mitglieder und Gäste finden's trotzdem gut, denn es hat Charme. Mann trinkt gerne noch ein Bierchen nach der Runde, Frau das hippe Sommergertänk. Es geht gesellig zu. Gemütlichkeit steht über allem. So muss es sein!
Fotos: Grand Resort Bad Ragaz AG
Screenshot: Stephan Schöttl